Im Fokus: Lebensqualität bei Krebs

Lebensqualität rückt in der Versorgung von Krebspatienten immer mehr in den Vordergrund. Sie ist deshalb eines von fünf Themen im "Europäischen Zug gegen Krebs". Verbessern läßt sie sich zum Beispiel durch Medikamente gegen Übelkeit.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:

Gesundheitsbezogene Lebensqualität hat für Krebspatienten viele Facetten. Sie berührt das körperliche Wohlbefinden ebenso wie das emotionale, die Mobilität ebenso wie das Wohlbefinden innerhalb der Familie und unter Freunden und Bekannten. Und: Sie wird von Kindern anders beschrieben als von Erwachsenen.

Wie wichtig das Kriterium Lebensqualität auch in der Onkologie geworden ist, läßt sich unter anderem daran ablesen, daß vor sechs Jahren das erste Referenzzentrum für Lebensqualität in Deutschland an der Universität Kiel gegründet wurde.

Dessen Ziel ist, durch systematische Erfassung des körperlichen, seelischen und sozialen Befindens - der Lebensqualität -, zur Therapieoptimierung beizutragen. Darüber hinaus werden unter anderen von Psychoonkologen verstärkt Anstrengungen unternommen, Verfahren zu entwickeln, mit denen sich das Erleben der Patienten im Zusammenhang mit der körperlichen, psychischen und sozialen Belastung objektiv beschreiben läßt. Ein solches Verfahren wurde jetzt in München und Heidelberg entwickelt.

Welchen Stellenwert Lebensqualität in der Onkologie hat und welche Möglichkeiten es gibt, trotz Krebs und belastender Therapie seine Lebensqualität weitgehend zu erhalten, darüber konnten sich Interessierte im "Europäischen Zug gegen Krebs" informieren, und zwar im Waggon "Leben".

Der Zug ist eine Wanderausstellung, eine Initiative des Unternehmens Aventis. Er tourte vor kurzem sechs Tage lang durch drei Städte in Deutschland. Deutsche Partner der Ausstellung sind unter anderen die "Ärzte Zeitung" und die Deutsche Krebsgesellschaft. Letzter Halt des Zuges ist kommende Woche am 3. und 4. Mai in Straßburg.

Erkrankung und Therapie können die Lebensqualität von Krebspatienten zeitweise oder über längere Dauer drastisch einschränken. Zur psychischen Belastung wegen der Erkrankung kommen etwa Schmerzen, Übelkeit, ungewöhnliche Müdigkeit, möglicherweise Mangelernährung und Probleme wegen myelotoxischer Therapien.

Vor allem Übelkeit bei einer Chemotherapie - oder bereits im Vorfeld - belastet die Kranken. Doch den Patienten kann inzwischen mit modernen Medikamenten geholfen werden. Welche Neuentwicklung gibt es gegen Emesis?

Gegen Übelkeit stehen inzwischen mehrere Antagonisten des Serotoninrezeptors zur Verfügung. Bei der Entwicklung dieser Substanzen geht die Tendenz in Richtung verlängerte Halbwertszeit. Zudem wird versucht, die Wechselwirkung mit anderen Medikamenten zu verringern. Mit neun Stunden hat Ondansetron die längste Halbwertszeit, wie es beim Deutschen Krebskongreß in Berlin hieß.

Die lange Halbwertszeit sei möglicherweise für die Therapie von Patienten mit verzögerter Übelkeit von Vorteil. Sie tritt erst viele Stunden nach der Chemotherapie auf. Noch in der klinischen Entwicklung ist Palonosetron, das eine noch höhere Affinität zu den Serotonin-Rezeptoren hat als die übrigen Setrone.

Neurokinine finden sich im ZNS und im enteralen Nervensystem

Ebenfalls gegen Chemotherapie-induzierte Emesis, aber über eine andere Schiene, wirkt das neue Anti-emetikum Aprepitant. Es ist ein Neurokinin-1-Rezeptor-Antagonist. Neurokinine sind Eiweißmoleküle in Gehirn und Rückenmark sowie im peripheren und enteralen Nervensystem. An den Neurokinin-Rezeptor NK1 bindet bevorzugt die Substanz P.

Mit Aprepitant läßt sich der Anteil der Patienten, die trotz Standard-Prophylaxe 24 Stunden nach der Chemotherapie oder später unter Übelkeit und Erbrechen leiden, von etwa 50 Prozent in Kontrollgruppen auf 25 bis 30 Prozent senken.

Der Anteil von Patienten mit Übelkeit und Erbrechen innerhalb von 24 Stunden nach Chemotherapie verminderte sich von 20 bis 30 Prozent auf elf bis 17 Prozent, wie Studien ergeben haben. Weil das verbesserte Ansprechen über mehrere Zyklen anhält, läßt sich auch antizipatorisches Erbrechen vermeiden, wie Professor Petra Feyer, Direktorin der Klinik für Strahlentherapie, Radioonkologie und Nuklearmedizin am Vivantes Klinikum Berlin-Neukölln sagt.

Weitere Infos zum Zug unter http://www.zuggegenkrebs.com

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