Forscher optimieren Impfstoff gegen Krebs

HEIDELBERG (bd). "Bösartige Tumoren haben viele Antigene und viele Escape-Mechanismen. Man muß ihnen deshalb mit einem sehr breiten Konzept zu Leibe rücken", sagt der Immunologe Professor Volker Schirrmacher vom Heidelberger Krebsforschungszentrum zur "Ärzte Zeitung". Nach 15jähriger klinisch-anwendungsorientierter Forschungsarbeit scheint ihm und seinen Kooperationspartnern in Kliniken nun die Optimierung einer Tumorimpfung gelungen zu sein.

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Eine Besonderheit dieses Ansatzes besteht darin, daß dem Immunsystem mit der Tumorvakzine sämtliche Patienten-eigenen tumorspezifischen Antigene präsentiert werden. Denn die Vakzine besteht, wie gestern gemeldet, aus patienteneigenen Tumorzellen, die mit einem Virus infiziert worden sind.

  Die Forscher arbeiteten mit den Klinikern Hand in Hand.
   

Eine andere Besonderheit ist, daß durch die Virusinfektion die Krebszellen vom Immunsystem als fremd erkannt werden und dieses darauf entsprechend aktiv reagiert: "Unsere Idee ist es, die Gefahrensignale mit den für den individuellen Krebspatienten relevanten Tumorantigenen in Verbindung zu bringen", so der Forscher.

Ausgehend von der Hypothese, daß das Immunsystem und das neuronale System vernetzt sind, könne man dem Immunsystem diese Assoziation zwischen Tumorantigenen und Gefahrensignalen in einem Lernprogramm durch die Vakzinierung beibringen.

Wie funktioniert dieser Ansatz?

Aus dem frisch operierten Tumor werden die Krebszellen isoliert und in vitro vermehrt. Etwa zehn Millionen Tumorzellen werden als Grundlage für die Vakzine verwendet. Sie werden durch Bestrahlung inaktiviert und mit dem für Menschen ungefährlichen Vogelvirus Newcastle Disease Virus (NDV) infiziert. Die Vakzine wird nach der Op in mehrwöchigen Abständen bis zu fünf Mal subkutan gespritzt.

Die Heidelberger Forscher haben herausgefunden, daß das Immunsystem bei Krebspatienten Gedächtniszellen bilden kann, die die Tumorantigene des eigenen Tumors erkennen können. Es wird ein breites Repertoire tumorspezifischer T-Gedächtnis-Zellen im Knochenmark angereichert. Diese Zellen lassen sich in vitro gut reaktivieren und sollen durch die aktiv spezifische Immunisierung mit der Vakzine in den Patienten reaktiviert werden.

"Nach mehrmaliger Immunisierung sollen die Tumor-spezifischen T-Gedächtnis-Zellen gelernt haben, immer dann sofort zu reagieren, wenn Tumorzellen im Körper entdeckt werden, weil damit Gefahrensignale assoziiert werden", so Schirrmacher. Das Konzept scheint aufzugehen: Von 200 Krebskranken, etwa mit Kolon-, Nieren-, Brust- oder Hautkrebs hatten im Vergleich zu Patienten ohne eine Immuntherapie fast 29 Prozent der geimpften Patienten einen deutlichen Überlebensvorteil.

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