Neue Enzymhemmer greifen Tumorzellen gleich mehrfach an

BERLIN (ts). Der Arzneimittelhersteller GlaxoSmithKline (GSK) sieht sich in der Entwicklung innovativer Medikamente gut aufgestellt. In der Forschungspipeline sind fast 150 Projekte, darunter 90 neue Wirksubstanzen und 20 neue Impfstoffe. Möglich gemacht hat dies eine neue Forschungsstruktur. Nur ein Beispiel für einen Wirkstoff mit großem Potential ist nach Einschätzung des Unternehmens der duale Enzymhemmer Lapatinib gegen solide Malignome.

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Einen kleinen Einblick in das, was sich bei GSK in den Jahren nach der Fusion (2000, Fusion von Glaxo Wellcome mit SmithKline Beecham) in der Forschung und Entwicklung innovativer Arzneimittel getan hat, gegenwärtig tut und in Zukunft tun wird, hat vor wenigen Tagen Allan Baxter auf einem Pressegespräch in Berlin gegeben. Der Schotte Baxter ist seit 2001 Senior Vice President Drug Discovery bei GSK.

Zu den entscheidenden Änderungen in der Forschungsstruktur und den Forschungsprozessen gehört vor allem die Einführung indikationsspezifischer "Centers of Excellence for Drug Discovery". Dies sind Kompetenz-Zentren - insgesamt gibt es sieben - mit hohem Spezialisierungsgrad und sehr viel Selbstständigkeit.

Ihre Aufgabe ist die Entwicklung vielversprechender Substanzen bis zu dem Punkt des sogenannten "proof of concept", ab dem klinische Studien für sinnvoll erachtet werden. Insgesamt gibt es sieben Einheiten, wobei die Indikationen reichen von Erkrankungen der Gefäße, über bakterielle Infektionen bis hin zu Tumorerkrankungen.

Daß GSK mit seinem neuen Konzept und seinen Forschungsbemühungen richtig liegt, belegt nach Angaben von Baxter die Entwicklung der Forschungspipeline. So hatte GSK im Oktober 2001 nur acht innovative Wirkstoffe (sogenannte new chemical entities) in der Phase III der klinischen Forschung.

Im Dezember 2003 waren es schon zwölf Wirkstoffe und im November 2004 sogar 21. Rund 15 000 Mitarbeiter (jeder sechste Beschäftigte) sind weltweit bei GSK in der Forschung und Entwicklung aktiv, fast vier Milliarden Euro gibt das Unternehmen pro Jahr für die Suche nach neuen Wirkstoffen und ihre Weiterentwicklung zu neuen Arzneimitteln aus.

Große Erwartungen hat GSK zum Beispiel an den Enzymhemmer Lapatinib, der sich gegenwärtig in der frühen Phase III der Entwicklung befindet. Der Zulassungsantrag für den Wirkstoff gegen solide Malignome wie nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom, Nierenzellkarzinom, Blasen-, Magen- und Mammakarzinom soll 2006 gestellt werden.

Das Besondere dieses Wirkstoffes, außer daß er oral appliziert wird: Lapatinib hemmt über die Blockade von zwei unterschiedlichen Zellrezeptoren (erbB1 und erbB2) die intrazelluläre Kinaseaktivität und dadurch das Wachstum der Tumorzellen. Die Tumorzellen werden also über zwei unterschiedliche Wege angegriffen und zerstört. Die Forscher bei GSK reden daher auch von dem dualen Ansatz des neuen Wirkstoffes. Die bisherigen Ergebnisse mit Lapatinib sind nach Aussage von Baxter ermutigend, auch was die Verträglichkeit angehe.

Mit der Entwicklung dieses dualen Kinase-Hemmstoffes sehen sich die Forscher bei GSK aber noch längst nicht am Ende angekommen. Noch Zukunft, aber immerhin schon mehr als nur eine Vision sind Wirkstoffe, die an noch mehr Rezeptoren angreifen und so über weit mehr als nur zwei Wege das Wachstum von Tumorzellen und auch die Angiogenese hemmen. Ein solcher Wirkstoff steht bereits kurz vor der Phase II der klinischen Entwicklung, wie Baxter in Berlin berichtete.

Nur zur Erinnerung: Die medikamentöse Angiogenese-Hemmung gilt als vielversprechender Weg, Tumorzellen zu zerstören, die ja aufgrund ihres rasanten Wachstums sehr viel Energie und damit Sauerstoff benötigen. Dieser Sauerstoff wird über neu gebildete Gefäße zu den Tumorzellen transportiert. Wird dieser Sauerstoff-Transport verhindert, geht eine Tumorzelle an Energiemangel zugrunde.

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