Forscher erwarten Therapiefortschritte bei Krebs

BERLIN (gvg). Lungenkarzinome werden zum größten Problem der Onkologie in den nächsten Jahren. Nur eine Minderheit der deutschen Krebsforscher erwartet kurz- bis mittelfristig große Therapiefortschritte. Wesentlich mehr Optimismus herrscht dagegen beim Brust- und Darmkrebs. Das belegt eine vom Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa) in Auftrag gegebene Umfrage unter 50 deutschen Krebsexperten.

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Beim Darmkrebs erwarten 69 Prozent der Befragten große Therapiefortschritte bereits in den nächsten drei bis fünf Jahren. Auch beim Brustkrebs sind mehr als die Hälfte der Befragten optimistisch.

Hoffnung wird dabei in erster Linie in die "targeted therapy" gesetzt, also in den gezielten medikamentösen Angriff auf Tumorzellen mit möglichst spezifischen Molekülen. "Anders als herkömmliche Chemotherapeutika greifen diese Moleküle nicht ungezielt alle teilungsaktiven Zellen an, sondern unterscheiden zunehmend zwischen gesunden und kranken Zellen", sagte Professor Torsten Strohmeyer, Krebsexperte des Unternehmens GlaxoSmithKline, auf einer Veranstaltung des vfa in Berlin.

Drei von vier Befragten sind der Auffassung, daß zielgerichtete Therapien wie spezifische Antikörper oder Angiogenese-Hemmer einen großen oder sehr großen Beitrag zum therapeutischen Fortschritt in der Onkologie in den nächsten zehn Jahren leisten werden.

Optimistisch aber sind die befragten Wissenschaftler nicht bei allen Tumortypen. Von den häufigen Tumorarten werde der Lungenkrebs zur vielleicht größten Herausforderung, vor der die Onkologie in den nächsten Jahren stehe, so Strohmeyer in Berlin.

Die Umfrageergebnisse geben ihm recht: Nicht einmal jeder vierte Krebsexperte erwartet beim Lungenkrebs größere Durchbrüche in den nächsten Jahren. Erst bei einem Zeithorizont von 15 Jahren äußerte gut jeder dritte Befragte die Hoffnung auf bessere Therapieerfolge.

Skepsis herrscht auch bei vielen selteneren Krebsformen. Therapeutische Fortschritte beim malignen Melanom, beim Bauchspeicheldrüsenkrebs oder beim Nierenkrebs sieht nur jeder siebte bis zehnte in den nächsten zehn bis 15 Jahren.

Auch beim Gebärmutterhalskrebs wird in Sachen Therapie eher wenig erwartet, dennoch überwiegt hier der Optimismus: 40 Prozent der Befragten rechnen mit einem Rückgang der Inzidenz durch Impfstoffe, die in den nächsten Jahren zur Verfügung stehen sollen.

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