Protonentherapie bei Krebs - zuviel ist noch unklar

KARLSRUHE (kat). Die Protonentherapie bei Krebs ist zwar ein Thema in den Medien. Ein Wundermittel ist sie aber nicht, wie Professor Nikolaos Zamboglou vom Klinikum Offenbach bei der Pressekonferenz zum Jahreskongreß der DEGRO (Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie) in Karlsruhe sagte. Bisher sei noch ungeklärt, ob die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllt werden.

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Daten zur Protonentherapie gebe es bisher nur aus dosimetrischen Untersuchungen. Diese belegten etwa physikalische Vorteile, da die Strahlendosis sehr gezielt appliziert werden kann, sagte Zamboglou. Kontrollierte Studien und damit Daten zu Heilungsraten, unerwünschten Effekten und Therapiekosten fehlten aber bisher gänzlich.

Daher ist es das Anliegen der DEGRO, zunächst das Indikationsspektrum und Therapieschemata festzulegen, diese in Studien zu prüfen und auf dieser Basis eine Empfehlung abzugeben.

Daß die Erfahrungen mit der Protonentherapie noch begrenzt sind, wird auch daran deutlich, daß weltweit in den vergangenen 30 Jahren nur 40 000 Patienten damit behandelt wurden. In Deutschland gab es nach Angaben von Zamboglou ein Zentrum in Berlin, das diese Methode bei Tumoren am Auge einsetzte. Jetzt gäbe es nur einen privaten Investor in München, mit dem eine Kooperation für die konzipierten Studien angestrebt werde.

Protonentherapie könnte kurative Bestrahlung ergänzen

Die Protonentherapie könnte sich für einige Kopf-Hals-Tumoren oder auch als Boost-Therapie, also zur Erhöhung der Strahlendosis, bei Lungen- oder Prostatakrebs eignen, war Tenor auf der Veranstaltung. Als Ersatz für die konventionelle Bestrahlung in der Palliativtherapie werde sie keine Bedeutung haben.

Bei der kurativen Strahlentherapie plädiert man derzeit für eine Basistherapie mit konventioneller Bestrahlung, sie sollte 75 Prozent der Gesamtdosis ausmachen. Die restlichen 25 Prozent der Dosis sollten bei ausgewählten Patienten - wer dazu gehört, wird gerade anhand von Indikationslisten erarbeitet - zukünftig als Protonentherapie appliziert werden.

Fazit: Die konventionelle Strahlentherapie wird nicht verdrängt werden. Der Stellenwert der Protonentherapie dürfte frühestens in fünf bis sechs Jahren beurteilbar sein, wenn erste klinische Studien abgeschlossen sind.

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