Mäßiger Sport bringt Kranke schneller auf die Beine

Früher hieß es, daß sich Krebspatienten schonen sollen. Das gilt längst nicht mehr. Denn daß Sport Patienten nach Krebs wieder schneller auf die Beine bringt, dafür gibt es bereits einige Hinweise. Vielleicht bessert er auch den Behandlungserfolg.

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Die Zeiten ändern sich - auch in der Betreuung von Krebspatienten. Hieß es früher: "Schonen Sie sich, und vermeiden Sie körperliche Anstrengung!", lautet heute der Rat genau anders herum: Auch wenn die Patienten von Fatigue geplagt sind oder ihre Leistungsfähigkeit vermindert ist, sollten sie ein moderates Ausdauertraining absolvieren.

Besonders bei Patienten mit Fatigue wirkt das einem Teufelskreis entgegen: Verminderte körperliche Aktivität zur Verringerung der Müdigkeit führt zu starkem Muskelabbau und einer Abnahme der kardiorespiratorischen Leistungsfähigkeit. Dadurch wird aber die normale Aktivität im Alltag für die Patienten immer anstrengender, und die Erschöpfung nimmt weiter zu.

Daß hier moderate, der Leistungs-fähigkeit angepaßte körperliche Ak-tivität ein Ausweg ist, konnte auch in mehreren Untersuchungen belegt werden. Bei Patienten nach allogener Knochenmarktransplantation oder Hochdosischemotherapie etwa nahm durch ein sechswöchiges Ausdauertraining (30 Minuten täglich auf dem Laufband) die Leistungsfähigkeit deutlich zu, die Müdigkeit ging zurück.

In einer Pilotstudie der Deutschen Sporthochschule Köln mit 49 Brustkrebs-Patientinnen in der Nachsorge brachte das siebenmonatige Ausdauertraining nicht nur eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit mit sich, auch stieg die Phagozytose-Aktivität der Monozyten sowie die zu Beginn der Studie deutlich verringerte Zytotoxizität der natürlichen Killerzellen. Der Anstieg war signifikant größer als bei den Frauen der Kontrollgruppe, die kein Training absolvierten.

Auch während einer Therapie scheint Sport zu nützen

Doch nicht nur nach, auch während einer Krebstherapie scheint Sport zu nutzen. Zumindest in tierexperimentellen Untersuchungen wuchsen Tumoren langsamer, wenn die Tiere sich auf einem Laufband bewegen konnten im Vergleich zu jenen ohne Auslauf. Auch hier erhöhte sich die Zytotoxizität der natürlichen Killerzellen (um 20 Prozent) sowie die Phagozytoserate der Monozyten (um 27 Prozent) im Vergleich zu den Zellen der Kontrollgruppe.

Und wie sieht es mit der Prävention aus? Zwar mangelt es hier an harten Studiendaten. Und immer wieder tauchen Studien auf, in denen Sport nicht vor Krebs schützt. Erst vor kurzem veröffentlichten US-Forscher eine Arbeit, in der diejenigen der 48 0 00 untersuchten Männer, die viel Sport trieben, genauso häufig an einem Prostatakarzinom erkrankten wie in-aktive Männer (Arch Intern Med 165, 2005, 1005).

Doch gibt es mehrere kleinere Untersuchungen und Studien, in denen sich ein schützender Effekt zeigte. Sport scheint besonders die Entstehung von Darmkrebs zu verhindern. Um bis zu 70 Prozent war die Rate an Darmkrebserkrankungen in einigen Studien verringert.

Die Theorie: Sport regt die Darmtätigkeit an, kanzerogene Stoffe aus der Nahrung passieren die Schleimhaut schneller und können so keinen so großen Schaden anrichten. Ebenfalls Hinweise auf einen schützenden Effekt gibt es zudem bei Brustkrebs. Bereits 1987 ermittelten Forscher in einer retrospektiven epidemiologischen Studie ein vermindertes Mammakarzinom-Risiko bei körperlich aktiven Frauen.

In einer Fall-Kontroll-Studie hatten Frauen mit moderater körperlicher Aktivität ein geringeres Brustkrebsrisiko als wenig aktivere Frauen (Am J Epidemiol 157/2, 2003, 121). Forscher gehen davon aus, daß körperliche Aktivität das Brustkrebsrisiko um 30 bis 40 Prozent senkt.

Auch, wenn für andere Krebsarten die Datenlage hier dürftiger ist - Menschen, die Sport treiben, trinken meist auch weniger Alkohol, rauchen seltener und leben insgesamt gesünder. Dementsprechend ist der Sport im Europäischen Kodex zur Krebsbekämpfung, einer der wichtigsten Empfehlungen zur Krebsprävention, fest verankert: "Sorgen Sie für mehr körperliche Bewegung!" (sko)

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