Rauchen fördert offenbar Pankreas-Karzinom

MÜNCHEN (wst). Die Prognose beim duktalen Pankreas-Karzinom ist extrem schlecht. Indikatoren zur Früherkennung fehlen, ein Therapiedurchbruch ist noch nicht in Sicht. Die derzeit anerkannten wesentlichen Risikofaktoren sind eine positive Familienanamnese und Rauchen.

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Unter den malignen Tumoren des Pankreas dominieren die duktalen Adenokarzinome mit einem Anteil von über 95 Prozent. Daran hat Privatdozent Manfred Lutz von der Caritasklinik St. Theresia aus Saarbrücken erinnert.

Seltenere andere Malignome des Pankreas, etwa von den Inselzellen ausgehende neuro-endokrine Tumoren, wachsen nur langsam und metastasieren spät. Davon Betroffene haben eine im Vergleich zu Patienten mit duktalem Pankreaskarzinom gute Prognose. Die schlechte Überlebens-Chancen beim duktalen Pankreas-Ca dagegen beruhen darauf, dass es keinerlei praktikable Früherkennungskriterien gibt und folglich über 90 Prozent der Patienten erst in einem lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Tumorstadium - meist aufgrund eines Ikterus - erkannt werden.

Ohne palliative Chemotherapie beträgt dann die mittlere Überlebenszeit drei bis vier Monate, wie Lutz auf einer Pressekonferenz des Unternehmens Roche Pharma in München berichtet hat. Anlass der Veranstaltung war die Zulassungserweiterung des Tyrosinkinase-Hemmers Erlotinib (Tarceva®) für die palliative Therapie beim duktalen Pankreaskarzinom.

Erlotinib verstärkt den Therapie-Effekt von Zytostatika

Mit der Gemcitabin-Standard-Monotherapie konnte die mittlere Überlebenszeit in Studien auf 5,7 Monate gesteigert werden. Durch die Kombination von Gemcitabin mit geeigneten Partnern wie Erlotinib oder Capecitabin ließen sich in klinischen Studien im Mittel weitere ein bis zwei Lebensmonate gewinnen.

Den Daten des saarländischen Krebsregisters zufolge lag zwischen 1980 und 2004 die jährliche Inzidenz des duktalen Pankreaskarzinoms bei Männern zwischen 10 und 15 Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohnern.

Inzidenz ist bei Frauen von fünf auf zehn pro 100 000 gestiegen

Dagegen ist bei Frauen im gleichen Zeitraum die Inzidenz von etwa 5 auf 10 pro 100 000 gestiegen, wie Lutz berichtete. In dieser unterschiedlichen Entwicklung spiegelt sich vor allem der Einfluss des Rauchens wieder. Außer der positiven Familienana-mnese ist das Rauchen der zweite wesentlich anerkannte Risikofaktor. Raucher haben im Vergleich zu Nichtrauchern ein im Schnitt zwei- bis dreifaches Risiko, an dem Krebs zu erkranken. Eine positive Familienanamnese plus Rauchen schraubt die Wahrscheinlichkeit, an einem Pankreaskarzinom zu erkranken, sogar um den Faktor 6 in die Höhe, zitierte Lutz die Ergebnisse von großen Fall-Kontroll- und Kohortenstudien.



STICHWORT

Erlotinib

Erlotinib besetzt selektiv, aber reversibel im Inneren von Krebszellen einen Abschnitt des Rezeptors für den epidermalen Wachstumsfaktor, kurz mit EGFR bezeichnet. Dieser Rezeptor wird bei vielen Tumoren übermäßig synthetisiert. Folge der Anheftens von Erlotinib ist, dass die Weiterleitung von Wachstumssignalen, die von außen an die Zelle herangetragen werden, an den Zellkern unterbrochen und das Zellwachstum dadurch gehemmt wird. Die Tumorzellen werden darüber hinaus empfindlicher für die Chemo- und Radiotherapie. (wst)

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