Immunmodulator kann die Blase erhalten

PARIS (grue). Standardtherapie für Patienten mit oberflächlichem Harnblasen-Karzinom ist die trans-urethrale Resektion (TUR). Bei erhöhtem Progressionsrisiko folgt danach eine adjuvante intravesikale Therapie - auch mit dem Ziel, die Harnblase zu erhalten.

Veröffentlicht:

Oberflächlich wachsende Harnblasenkarzinome haben je nach Differenzierungsgrad ein Progressionsrisiko bis zu 55 Prozent innerhalb von fünf Jahren. "Das rechtfertigt eine frühe radikale Zystektomie", sagte Professor Eduardo Solsona aus Valencia in Spanien auf dem Kongress der internationalen Urologen-Gesellschaft SIU in Paris. Nach Harnblasenentfernung leben im Mittel 81 Prozent der Patienten noch für mindestens fünf Jahre. Nach einer Modellrechung sei allerdings eine adjuvante organerhaltende Therapie ähnlich erfolgreich, sagte der Urologe.

"Das setzt aber eine sorgfältige Diagnostik, Therapie und Nachsorge voraus", sagte Solsona. Für Patienten mit schlecht differenzierten Tumoren (pT1G3-Tumoren) und mit Carcinomata in situ komme als Alternative zur Operation eine intravesikale Instillationstherapie mit dem Immunmodulator Bacillus Calmette-Guérin (BCG) in Betracht. "Zunächst ist dafür eine qualitativ hochwertige TUR nötig, um das Tumorgewebe histopathologisch genau zu klassifizieren", sagte Solsona. In Studien wurden bis zu 29 Prozent der resezierten Tumoren zunächst falsch klassifiziert (Understaging).

Deshalb sollte der Eingriff nach einigen Wochen wiederholt werden. Allein dadurch lasse sich das Progressionsrisiko um sieben Prozent senken. Eine Risikoreduktion um weitere 37 Prozent lasse sich durch die anschließende Behandlung mit BCG erzielen, wenn zunächst eine Induktions- und dann eine Langzeittherapie eingeleitet werden. "Tritt dabei trotzdem innerhalb von drei bis sechs Monaten ein Rezidiv auf, sollte die Harnblase aber entfernt werden", sagte Solsona. Denn solche Rezidivtumoren sind zu über 60 Prozent progredient. In diesen Fällen sei Eile geboten, denn die radikale Zystektomie sollte erfolgen, bevor der Rezidivtumor die Blasenmuskulatur infiltriert.

Mehr zum Thema

Möglicher Langzeiteffekt bei älteren Frauen

Supplementation von Calcium und Vitamin D könnte Krebsmortalität senken

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen