Naturstoffe sollen Tumorzellen sensibilisieren
MÜNCHEN (sto). Möglicherweise beeinflussen Naturstoffe, die in grünem Tee, in Rotwein oder in der Birkenrinde vorkommen, auch den programmierten Zelltod. Das könnte für die Krebstherapie von Bedeutung sein.
Veröffentlicht:Die Vorstellung, dass eine Chemo- oder eine Strahlentherapie im Wesentlichen dadurch wirkt, dass Tumorzellen zerstört werden, sei zu einfach, so Professor Klaus-Michael Debatin bei einer Veranstaltung des Komitees Forschung Naturmedizin (KFN) in München. Inzwischen sei nämlich klar, dass zytotoxische Therapien auch zelluläre Reaktionen auslösen.
Dazu gehöre die Aktivierung von Signalwegen der Apoptose, erläuterte der Direktor der Kinder- und Jugendklinik an der Universität Ulm. Wenn die Signalwege der Apoptose besonders stark gestört sind, seien Tumor- oder Leukämiezellen chemotherapie- und strahlenresistent, so Debatin. Voraussetzung für ein therapeutisch induziertes Absterben von Tumorzellen sei daher die Aktivierung von Signalwegen für den programmierten Zelltod.
Zu den Strukturen für neue Therapieansätze in der Onkologie gehören nach Angaben von Debatin deshalb auch Moleküle, die die Apoptose hemmen oder auslösen. Ziel sei es, auf diese Weise Tumorzellen für Therapien sensibel zu machen. Dabei habe sich gezeigt, dass offenbar auch Naturstoffe, wie sie im grünen Tee, in der Außenhaut von roten Trauben (Resveratrol) oder in der Birkenrinde (Betulinsäure) vorkommen, einen sensibilisierenden und Apoptose-modulierenden Effekt haben können, sagte Debatin.
Nach seinen Angaben entfalten diese Substanzen ähnliche Wirkungen, wie sie auch durch chemisch synthetisierte Apoptose-Sensibilisierer hervorgerufen werden können. Diese führten dazu, dass die in Tumorzellen unvollständigen Apoptoseprogramme gezielt angeschaltet werden können.