"Gesunde Lebensmittel sollten wenig, ungesunde viel kosten"

GENF (sh). Übergewicht geht mit einem erhöhten Krebsrisiko einher. Wirksame Interventionen müssen an mehreren Stellen ansetzen und sind nur durch gemeinsame Anstrengungen, etwa auch mit der Nahrungsmittelindustrie, möglich.

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Professor Heather Bryant aus Calgary in Kanada hat beim Welt-Krebs-Kongress in Genf auf die häufige Begriffsverwirrung hingewiesen: Man müsse unterscheiden, ob die Intervention die Therapie eines übergewichtigen Menschen zum Ziel habe oder ob sie verhindern solle, dass eine Person übergewichtig werde. Dies beeinflusse die Bewertung der Maßnahmen nachhaltig. Es sei ähnlich wie beim Rauchen, wo man fragen müsse, ob die Tabakinitiativen ihren Erfolg an der Aufgabe des Rauchens oder an der Häufigkeit von Lungenkrebs messen, so Bryant.

Zudem sei darauf zu achten, ob es bei Ernährungsinterventionen das Ziel sei, den Status - in diesem Fall das Übergewicht - zu ändern, oder ob man die Adhärenz an den Ernährungsplan beurteilen will. Letztlich gebe es nur ganz wenige Interventionen, die auf die Prophylaxe von Übergewicht ausgerichtet seien.

Botschaften, die der Bevölkerung vermittelt werden, sollten konkrete Formulierungen beinhalten, etwa: "Esst mehr Obst und weniger Fett!" oder "Esst nicht zwei Portionen, sondern nur eine Portion!" Eine wirksame Intervention setze jedoch immer an mehreren Punkten an, etwa an der Etikettierung der Präparate, die die Kaufentscheidung beeinflussen kann, sagte Bryant. Die Zusammensetzung bestimmter Lebensmittel könne für den Verbraucher unmerklich geändert werden, zum Beispiel durch Senken des Zuckergehalts. Ungesunde Nahrungsmittel sollten teuer, gesunde Nahrungsmittel dagegen kostengünstig sein.

Für diese Vorgehensweise brauche man Partner, etwa die Lebensmittelindustrie. Im Gegensatz zur Tabakindustrie, die von den Interventionsstrategen zur Tabakkontrolle zum Feind erklärt worden sei, sei ein Teil der Interventionen im Bereich der Ernährung nur mit der Industrie als Partner machbar.

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