Zervikale Lymphadenopathie

Gut-oder bösartig? Lymphknoten-Größe gibt keinen Hinweis

Bei Kindern mit einer persistierenden Lymphadenopathie bieten Größe der Lymphknoten und Dauer der Schwellung keinen Hinweis auf Malignität.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:

GAZIANTEP/TÜRKEI. Bei Kindern mit persistierender Lymphadenopathie bieten weder die Größe der Lymphknoten noch die Dauer der Schwellung einen Hinweis auf Malignität der Veränderung. Das ist auch bei B-Symptomen der Fall.

Die Inzidenz von Malignomen bei Kindern mit persistierender zervikaler Lymphadenopathie schwankt Literaturangaben zufolge zwischen 1% und 72%.

In einer retrospektiven Studie konzentrierten sich türkische Mediziner auf die klinischen und histopathologischen Aspekte bei Kindern mit persistierender Schwellung der Lymphknoten am Hals (International Journal of Pediatric Otorhinolaryngology 2013, online 1 October 2013).

Kriterien: Durchmesser, Dauer, Ansprechen auf die Therapie

In die Studie wurden Patienten über einen Zeitraum von zwölf Jahren aufgenommen, wenn die Lymphknoten einen Durchmesser von mehr als 1,5 cm hatten, die Schwellung mindestens vier Wochen anhielt und die Kinder auf eine Antibiotikatherapie nicht ansprachen.

Bei insgesamt 98 Kindern im Alter zwischen sechs Monaten und 16 Jahren wurden anhaltend vergrößerte Lymphknoten für die histopathologischen Untersuchungen chirurgisch entfernt. Bei 59,2% der Kinder handelte es sich um gutartige Vergrößerungen, 40,8% waren maligne.

Von den 40 Kindern mit malignem Befund waren mit 29 die meisten männlich.

In der Gruppe der Kinder mit benignen Veränderungen hatten 32 (55,2%) eine reaktive Lymphknotenschwellung, 20 (34,5%) eine granulomatöse Entzündungsreaktion, fünf Kinder (8,6%) eine unspezifische Lymphadenitis, und ein Kind (1,7%) hatte eine Kikuchi-Fujimoto-Lymphadenitis, die mit Fieber, Hauterscheinungen, Müdigkeit und Gelenkschmerzen einhergehen kann.

Die meisten Kinder, bei denen der histologische Befund einen bösartigen Tumor auswies, hatten ein Lymphom - ein Anteil von 90%. Bei 30 Patienten wurde ein Hodgkin-Lymphom diagnostiziert, bei sechs Kindern ein Non-Hodgkin-Lymphom.

Dauer benigner und maligner Schwellungen ähnlich

Zwei Patienten hatten eine metastasierende Krebserkrankung und weitere zwei eine maligne Histiozytose.

Über B-Symptome, also Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust, klagten in der Gruppe mit benignen Lymphknotenschwellungen 19 Kinder (32,8%), in der anderen Gruppe waren es nur elf Kinder (27,5%).

Der Durchmesser der exzidierten Lymphknoten lag zwischen 1,5 cm und 6 cm (im Mittel, 2,86 cm). Die Dauer der Schwellung schwankte zwischen einem Monat und einem Jahr (im Mittel 3,37 Monate).

Betrachteten die Forscher die beiden Studiengruppen getrennt, ließ sich kein statistisch signifikanter Unterschied ausmachen - im Mittel 3,55 Monate bei Patienten mit benignen Lymphknotenschwellungen und 3,11 Monate bei malignen Veränderungen.

Die türkischen Ärzte plädieren für histopathogische Untersuchung

Nach Angaben der türkischen Ärzte war die Inzidenz maligner Lymphknotenschwellungen im Vergleich zu anderen Studien recht hoch.

Aus ihrer Studie gehe aber hervor, dass weder die Größe der Lymphknoten und die Dauer der Schwellung noch B-Symptome Indikatoren für maligne Lymphadenopathien sind.

Sie empfehlen, bei Kindern mit persistierender Lymphknotenschwellung über mindestens vier Wochen und bei Nichtansprechen auf eine Antibiotikatherapie die Lymphknotenzu entfernen und histopathogisch zu untersuchen.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Vergleichsstudie

Multitarget-Stuhltest verbessert Darmkrebs-Screening

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen