Errechnet

Krebs in der Kindheit erhöht Herzinfarkt-Risiko

Veröffentlicht:

AARHUS. Überleben Kinder und Jugendliche eine Krebserkrankung, haben sie als Erwachsene ein fünffach erhöhtes Risiko für eine ischämische Herzerkrankung und ein sechsfach erhöhtes Risiko für eine Subarachnoidalblutung (Am J Epidem 2014; 180 (1): 120-123). Das hat ein Team um Dr. Morten Olsen von der Universität in Aarhus anhand von dänischen Registerdaten errechnet.

Bei insgesamt 7% der ehemaligen Krebskranken ließ sich später eine kardiovaskuläre Krankheit feststellen. Wie sich herausstellte, war damit die Rate für kardiale Ereignisse bei Erwachsenen mit einem Tumor in Kindheit und Jugend zweieinhalbfach höher als in der Kontrollgruppe.

Am stärksten gesteigert war die Rate von Subarachnoidalblutungen (6,1-fach), von Venenthrombosen (5,3-fach), von ischämischen Herzerkrankungen (4,7-fach) und von Herzinsuffizienz (3,8-fach).

Bei den übrigen kardiovaskulären Erkrankungen war die Rate eher gering (Schlaganfall, Perikarditis) oder gar nicht erhöht (Herzklappenprobleme, Vorhofflimmern). Am höchsten scheint nach diesen Daten die Gefahr für Herz- und Gefäßkrankheiten bei ehemaligen Neuroblastom-Patienten zu sein (9,3-fach erhöhte Rate). Überproportional betroffen sind auch Überlebende eines Nervensystemtumors (3,8-fache Rate) sowie eines Knochentumors und einer Leukämie (3,2- und 3,0-fach erhöhte Rate).

Dagegen scheinen Hodenkrebs und Lymphome das Risiko für spätere Herzkreislaufkrankheiten nicht signifikant zu steigern. Weshalb Überlebende eines Kindheitstumors vermehrt mit Herz- und Gefäßproblemen rechnen müssen, ist noch unklar. In einer US-Studie zeigten solche Personen vermehrt kardiovaskuläre Risikofaktoren wie einen hohen BMI und hohe Blutlipid- oder Glukosewerte.

Das Team um Olsen vermutet, dass zum einen die Toxizität der Krebsbehandlung eine kardiovaskuläre Erkrankung begünstigt, zum anderen führten genetische Faktoren und Umwelteinflüsse, die eine frühe Krebserkrankung fördern, möglicherweise auch zu einem erhöhten Risiko für Herz und Gefäße. (mut)

Mehr zum Thema

Möglicher Langzeiteffekt bei älteren Frauen

Supplementation von Calcium und Vitamin D könnte Krebsmortalität senken

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen