Risiko Übergewicht

Mit der Leibesfülle steigt die Krebsgefahr

Übergewicht erhöht offenbar nicht nur das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, sondern auch für Krebs. Allerdings trifft das nicht auf alle Arten von Tumoren zu, wie britische Forscher herausgefunden haben.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Übergewicht hat offenbar auch einen Einfluss auf das Krebsrisiko.

Übergewicht hat offenbar auch einen Einfluss auf das Krebsrisiko.

© viperagp/fotolia.com

LONDON. Immer wieder werden Verbindungen zwischen Krebs und Leibesfülle diskutiert. Inwieweit ein erhöhter Body-Mass-Index (BMI) mit den 22 häufigsten Tumorentitäten in Zusammenhang steht, haben Krishnan Bhaskaran und Kollegen aus London jetzt in einer populationsbasierten Kohortenstudie untersucht (The Lancet 2014; 384(9945): 755-765).

In ihre Modellrechnungen schlossen Bhaskaran und Kollegen die Daten von 5,24 Millionen Patienten der Primärversorgung ein. 166.955 Personen entwickelten in der mittleren Beobachtungszeit von 7,5 Jahren eine der untersuchten Krebsarten. Bei 17 der 22 Tumorentitäten konnten Zusammenhänge mit dem BMI festgestellt werden.

Größter Effekt beim Uteruskarzinom

Keine Effekte zeigten sich bei Tumoren des Rektums, der Blase, des Gehirns, des ZNS sowie beim Non-Hodgkin-Lymphom und beim multiplen Myelom. Der mit Abstand größte Effekt wurde beim Uteruskarzinom sichtbar. Mit jeder Zunahme des BMI um 5 kg / m2 stieg das adjustierte Risiko annähernd linear um 62 Prozent.

Weitere lineare Risikosteigerungen für eine Krebserkrankung fanden sich für die Gallenblase (31 Prozent), Niere (25 Prozent), Zervix (10 Prozent), Schilddrüse (9 Prozent) sowie bei der Leukämie (9 Prozent).

Bei einigen Krebsarten variierten die Zusammenhänge mit den individuellen Eigenschaften der Probanden. Hierzu zählten Tumoren der Leber, bei denen sich pro 5-kg / m2-Schritt das Gesamtrisiko um 19 Prozent erhöhte, des Kolons (10 Prozent) und des Ovars (9 Prozent) sowie der postmenopausale Brustkrebs (5 Prozent).

BMI-Effekt ist bei Männern ausgeprägter

Beim Kolon- und Leberkarzinom war der BMI-Effekt bei Männern deutlicher ausgeprägt als bei Frauen. Die Risikosteigerung für ein Ovarialkarzinom war bei prämenopausalen Frauen mit zunehmendem BMI klarer erkennbar als bei postmenopausalen. Beim prämenopausalen Brustkrebsrisiko und beim Prostatakarzinom zeigten sich sowohl innerhalb der Gesamtgruppe als auch bei den Nichtrauchern mit steigendem BMI > 22 kg / m2 bzw. > 27 kg / m2 inverse Beziehungen.

Ein Rückgang von Lungen- bzw. Mundhöhlenkrebs mit ansteigendem BMI wurde in der Gesamtgruppe gefunden, nicht aber bei Menschen, die nie geraucht hatten.

Die Heterogenität des BMI-Effekts lässt die Autoren vermuten, dass bei verschiedenen Tumoren und in verschiedenen Patientenpopulationen unterschiedliche Mechanismen ablaufen. So scheinen Veränderungen im Hormonhaushalt Einfluss auf die Zusammenhänge zu nehmen.

Bis zu 41 Prozent der Tumoren wären vermeidbar

Vorausgesetzt, es besteht tatsächlich eine Kausalität zwischen BMI und Krebsgeschehen, könnten nach Berechnungen 41 Prozent der Uteruskarzinome und mindestens 10 Prozent der bösartigen Tumoren in Gallenblase, Niere, Leber und Kolon dem Übergewicht zugeschrieben werden.

Dies bedeutet nach weiteren Analysen der Autoren, dass bei einem populationsweiten Anstieg des BMI um 1 kg / m2 weitere 3790 Briten jährlich an einer der zehn Krebsarten, deren Risiko durchgängig mit einem erhöhten BMI in Verbindung gebracht wurde, erkranken würden.

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