Krebs bei Kindern

Genanalyse soll für "intellligente" Medikamente sorgen

Ziel eines neuen Projekts ist es, deutschlandweit bei allen Kindern mit wiederkehrendem Krebs nach Erbgutveränderungen und dann nach passenden Medikamenten zu suchen.

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HEIDELBERG. Bei einem Fünftel der krebskranken Kinder kommt es nach zunächst erfolgreicher Behandlung zu einem Rückfall. Mit dem INFORM*-Projekt soll ihnen eine zweite Chance eröffnet werden, teilt das Deutsche Krebsforschungszentrum DKFZ mit. Grundlage ist die Analyse des gesamten Tumor-Erbguts zum Zeitpunkt des Rückfalls.

Damit können die Forscher herausfinden, welche Faktoren das Krebswachstum anregen, und es mit einem zielgerichteten Medikament bremsen. Gefördert wird der Forschungsverbund vom Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung, von der Deutschen Krebshilfe, der Deutschen Kinderkrebsstiftung und der BILD-Hilfsorganisation "Ein Herz für Kinder".

In Deutschland erleiden jedes Jahr etwa 500 krebskranke Kinder nach intensiver Strahlen- und Chemotherapie einen Rückfall. Zu diesem Zeitpunkt ist die Behandlung weitgehend ausgereizt.

Eine Erbgut-Analyse könnte für etwa die Hälfte von ihnen eine zweite Chance bedeuten, wird Professor Stefan Pfister vom DKFZ, der federführende INFORM-Koordinator, in der Mitteilung zitiert.

Die neuen, "intelligenten" Medikamente schädigen nicht alle sich schnell teilenden Zellen, sondern richten sich gegen spezifische krebstypische Zellveränderungen. Welche typischen Veränderungen einen Tumor kennzeichnen, kann man ohne Erbgut-Analyse nicht erkennen.

Die INFORM-Forscher wollen in einer Machbarkeitsstudie durch Genomanalysen zunächst klären, welche Informationen aus dem Tumorerbgut dazu beitragen, eine bessere Behandlung anzubieten. Dabei konzentrieren sie sich auf die zwölf Krebsarten, die bei Kindern am häufigsten Rückfälle auslösen.

Die Wissenschaftler dokumentieren vor allem, welche und wie viele Mutationen, für die es "intelligente" Medikamente gibt, in den verschiedenen Krebsarten auftreten.

Werden Veränderungen in den Tumorzellen entdeckt, gegen die bereits Wirkstoffe zur Verfügung stehen, so kann der Arzt diese Information nutzen und individuell entscheiden, ob dieses Medikament eingesetzt werden kann. Gibt es noch keine spezifischen Medikamente, so können die Informationen genutzt werden, um neue Wirkstoffe zu entwickeln.

Nach Abschluss der Machbarkeitsstudie wollen die Kinderonkologen in einer klinischen Studie prüfen, ob die individualisierte Therapie auf der Basis der Erbgut-Information bessere Heilungserfolge erzielt als die herkömmliche Rückfalltherapie. (eb)

*Individualisierte Therapie für Rückfälle von bösartigen Tumoren bei Kindern

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