Hoffnung für Krebstherapie

Forscher finden Motor der Blutstammzellteilung

Veröffentlicht:

FRANKFURT / MAIN. Wissenschaftler des Georg-Speyer-Hauses und des Universitätsklinikums Frankfurt haben ein Protein identifiziert, das eine bedeutende Rolle bei der Reproduktion von Blutstammzellen hat (Cell Reports 2015; online 18. Juni).

Diese Erkenntnis könnte wesentlich zur Entwicklung neuer Therapien gegen Krebs- und Bluterkrankungen beitragen, teilt die Uniklinik Frankfurt mit.

Den Arbeitsgruppen von Professor Martin Zörnig vom Georg-Speyer-Haus und Professor Michael Rieger vom LOEWE-Zentrum für Zell- und Gentherapie am Universitätsklinikum Frankfurt sei es nun in Zusammenarbeit gelungen, das Protein FUSE Binding Protein 1 (FUBP1) als einen essentiellen Faktor für die Selbsterneuerung von Blutstammzellen zu identifizieren.

Das Protein FUBP1 agiere als Regulator der Transkription. Es beeinflusse den Prozess, in dem es die Aktivitäten eines ganzen Netzwerks unterschiedlicher Gene reguliert. Diese Gene haben alle eine Gemeinsamkeit: Sie besitzen eine einzelsträngige DNA-Sequenz, die FUSE genannt wird.

Protein dockt an Gene an

Daher hat das Protein seinen Namen: FUSE Binding Protein 1. Das Protein dockt über diese einzelsträngige DNA-Sequenz an die Gene an und kann diese dann steuern, so die Uniklinik Frankfurt.

Für die Reproduktion der Blutstammzellen sei das Protein relevant, weil zu den gesteuerten Genen auch solche gehören, die den Zellzyklus beeinflussen und die Selbsterneuerung verhindern können: Das Gen p21 hemmt die Durchführung des Zellzyklus und das Molekül Noxa löst den Zelltod aus.

FUBP1 sei in der Lage, diese Gene zu steuern und damit ihre Wirkung auf den Zellzyklus auszuschalten. Dabei habe das Protein Einfluss auf verschiedene Phasen des Entwicklungsprozesses.

"Besonders beeindruckend war es für uns zu sehen, dass FUBP1 sowohl die frühe embryonale Vermehrung von Blutstammzellen steuert, als auch für die lebenslange Nachbildung von Blutstammzellen absolut notwendig ist", wird Rieger in einer Mitteilung des Uniklinikums Frankfurt zitiert.

"Zukünftige Studien sollen zeigen, welche Signalübertragungswege genau in den Stammzellen durch FUBP1 reguliert werden, und wie wir sie gezielt für eine verbesserte therapeutische Vermehrung dieser wertvollen Zellen verändern können", erläutert Zörnig in der Mitteilung.

Zudem untersuchen die Forscher aktuell, ob FUBP1 sich als Zielmolekül in der Krebstherapie eignet, um die fatale Selbsterneuerung entarteter Krebsstammzellen zu unterbinden. (eb)

Mehr zum Thema

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Rezidivierte oder refraktäre akute myeloische Leukämie mit FLT3-Mutation

Vor und nach der Transplantation: zielgerichtet therapieren mit Gilteritinib

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen