Krebs

Ultraschall spürt Karzinom der Schilddrüse sicher auf

Werden Schilddrüsenknoten, hinter denen sich ein Karzinom verbergen könnte, mit Ultraschall untersucht und bei Verdacht eine Gewebeprobe entnommen, werden kaum Malignome übersehen.

Veröffentlicht:
Schilddrüsenknoten mit Krebszellen weisen unregelmäßige Ränder sowie Blutgefäße im Inneren auf.

Schilddrüsenknoten mit Krebszellen weisen unregelmäßige Ränder sowie Blutgefäße im Inneren auf.

© Klaus Rose

BERLIN. Bei mehr als der Hälfte aller Menschen entwickeln sich im Laufe des Lebens kleine Knoten in der Schilddrüse.

Entdecken Ärzte sie als Zufallsbefund bei einer Vorsorgeuntersuchung, ist dies kein Grund die Knoten vorsorglich operativ zu entfernen, teilt jetzt die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) mit.

Denn in mehr als 90 Prozent der Fälle gehe davon keine Gefahr aus. Um jene zu erkennen, hinter denen sich ein Schilddrüsenkarzinom verbirgt, sollten Ärzte die Knoten mit Ultraschall untersuchen und bei entsprechendem Verdacht eine Gewebeprobe entnehmen.

Eine vor kurzem im "Journal of the American Medical Association" veröffentlichte Studie bestätigt, dass bei diesem Vorgehen kaum Krebsgeschwüre übersehen werden (JAMA 2015; 313: 926).

Zur Kontrolle sollte nach einem Jahr eine erneute Ultraschalluntersuchung vorgenommen werden, betonen DEGUM-Experten.

Echoarme Knoten verdächtig

"Der Ultraschall liefert uns heute entscheidende Hinweise, ob eine Gewebeprobe entnommen und genauer untersucht werden sollte", wird DEGUM-Kursleiter Dr. Wolfgang Blank, Leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik I im Klinikum am Steinenberg in Reutlingen, in der Mitteilung der Gesellschaft zitiert.

Eine Krebserkrankung zeige sich etwa dann, wenn der Knoten im Ultraschall echoarm sei, den Schall also nur schwach reflektiert. "Ein erfahrener Ultraschall-Untersucher erkennt Krebszellen in einem Knoten auch daran, dass er unregelmäßige Ränder sowie Blutgefäße und winzige Kalkablagerungen im Inneren aufweist", erklärt der Experte.

Bedenken, dass dabei Krebserkrankungen übersehen werden könnten, hat nun eine Langzeituntersuchung weitgehend ausgeräumt, so die DEGUM.

Die italienischen Wissenschaftler beobachteten 1000 Patienten mit insgesamt 1567 Knoten weitere fünf Jahre nach der Erstuntersuchung. Bei dieser waren die Knoten entweder im Ultraschall als unauffällig eingestuft worden, oder das Ergebnis der Gewebeprobe war negativ.

Die Ärzte stellten bei fünf der Patienten Krebs an einem der zuvor untersuchten Knoten fest. Bei vier dieser fünf Patienten zeigten sich bei der ersten Ultraschalluntersuchung zwar verdächtige Veränderungen, die Feinnadelbiopsie brachte aber keine bösartigen Zellen zutage.

Der fünfte Patient hatte in der Erstuntersuchung im Ultraschall noch keine Krebs-typischen Merkmale gezeigt. Die Untersuchung zeige, dass Sonografie und Biopsie sichere Ergebnisse liefern, kommentiert Blank. "Bei 99,7 Prozent der ursprünglich entdeckten Knoten konnten die Ärzte damit eine Krebserkrankung korrekt ausschließen."

Kontrolle nach einem Jahr

"Dennoch sollten Ärzte und Patienten daran denken, die Knoten nach einem Jahr noch einmal durch eine Ultraschalluntersuchung zu kontrollieren", rät der Experte. Ist das Ergebnis auch dann unauffällig, reiche eine Kontrolle im Abstand von fünf Jahren.

"Es gibt keinen Anlass, die Knoten trotz negativem Kontroll-Ergebnis vorsorglich operativ zu entfernen", betont Blank. Die Risiken und Folgen einer Operation, bei der oft mit dem Knoten die Schilddrüse halbseitig oder komplett entfernt wird, sei keinem Patienten zuzumuten, der im Ultraschall sowie in der Biopsie keinen Verdacht auf Krebs zeigt.

Diese Ultraschallkompetenz wird in DEGUM-Kursen vermittelt, die durch die Fachgesellschaft zertifiziert und von den Kursleitern nach den Richtlinien der KBV durchgeführt werden.

Das Schilddrüsenkarzinom gehört zu den seltenen Krebserkrankungen. Laut dem Robert Koch-Institut sind im Jahr 2010 in Deutschland 1670 Männer und 4220 Frauen an einem Schilddrüsenkrebs erkrankt.

Daran gestorben sind im gleichen Jahr 275 Männer und 431 Frauen. "Die Überlebenschancen sind bei einer rechtzeitigen Diagnose sehr gut", so Blank. "Von zufällig entdeckten Knoten, die sorgfältig kontrolliert werden, geht somit kaum eine Gefahr aus". (eb)

Informationen im Internet: www.degum.de

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen