Tumor-Diagnose

Liquid Biopsy bringt Vorteile

Der Nachweis therapierelevanter genetischer Veränderungen in soliden Tumoren gelingt aus der im Blut zirkulierenden Tumor-DNA (ct-DNA) ebenso zuverlässig wie aus Gewebeproben.

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CHICAGO. Die Flüssigbiopsie ("liquid biopsy") ist ein NGS("next generation sequencing")-basiertes Verfahren, mit dem genomische Veränderungen an der zellfreien, zirkulierenden Tumor-DNA (ct-DNA) aus dem Blut analysiert werden können. Bislang wurde die Technologie zumeist nur in Fallstudien oder an kleinen Patientenkohorten überprüft.

Auf der ASCO-Jahrestagung 2016 stellte Professor Philip C. Mack, Sacramento, CA/USA, eine der derzeit größten Untersuchung zu diesem Verfahren vor. In der Studie wurden Genprofile aus 17.628 Blutproben von 15.191 Patienten mit einer von mehr als 50 verschiedenen fortgeschrittenen Tumorerkrankungen analysiert (Zill OA et al. ASCO. 2016; Abstr LBA11501).

Die Proben wurden mit einem ct-DNA-Test untersucht, der Veränderungen an 70 verschiedenen, für die Tumorentstehung relevanten Genen detektieren kann (Guardant360). "Ziel war es, die Genauigkeit und den klinischen Nutzen der Flüssigbiopsie für die Mutationstestung bei Tumorpatienten zu untersuchen", erläuterte Mack.

Vergleich der Erkennungshäufigkeiten

Dafür wurde die Häufigkeit der mittels der Flüssigbiopsie detektierten Mutationen mit der aus der Literatur bekannten Häufigkeit abgeglichen. Zudem verglichen die Forscher die aus der ct-DNA detektierten Mutationsmuster mit denen aus der genetischen Testung der Gewebeproben von 398 Patienten.

"Dabei ergab sich, dass in der ct-DNA-Analyse nachgewiesene Treibermutationen für das Tumorwachstum, zum Beispiel im EGFR-, dem BRAF- oder dem KRAS-Gen und Mutationen aus Tumorgewebe konsistent waren", berichtete Mack.

Mit der ct-DNA-Analyse hätten darüber hinaus Resistenzmutationen nachgewiesen werden können, zum Beispiel die EGFR-T790M-Mutation, die mit einer Resistenz gegen EGFRInhibitoren der ersten und zweiten Generation assoziiert ist, und die in der initialen Gewebebiopsie nicht hatten detektiert werden können.

"Die Ergebnisse der Untersuchung belegen, dass die Flüssigbiopsie aus einer Blutprobe eine attraktive minimalinvasive Alternative zur Gewebetestung ist. Sie liefert auch dann Ergebnisse, wenn ein vorhandenes Tumorbiopsat für die Genotypisierung nicht ausreichend ist oder nicht risikolos gewonnen werden kann", so Mack.

Zudem biete die Methode die Möglichkeit einer regelmäßigen Kontrolle des Krankheitsverlaufs: "Die Tumorentwicklung unter der Therapie kann beobachtet, behandlungsbedingt entstehende Resistenzen frühzeitig erkannt und die Therapie gegebenenfalls angepasst werden", erläuterte Mack. (wed)

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