Urothel-Ca

Zunahme von Krebs im oberen Harntrakt

Mittlerweile betreffen mehr als 10 Prozent aller Urotheltumoren den oberen Harntrakt. Früher ging man von einem geringeren Anteil aus.

Veröffentlicht:

LEIPZIG. Die Häufigkeit von Urothelkarzinomen des oberen Harntrakts hat in der vergangenen Dekade offenbar zugenommen. Das geht unter anderem aus Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin hervor. Während die Neuerkrankungsrate von Urothelkarzinomen der Harnblase relativ konstant um 18 pro 100.000 Einwohner liege, seien es bei Urothelkarzinomen des oberen Harntrakts (UTUC, "upper tract urothelial carcinoma"), also der Nierenkelche und der oberen Harnleiter, 2,5 pro 100.000 Einwohner. Damit beträfen inzwischen etwa 12 Prozent aller Urotheltumoren den oberen Harntrakt und nicht mehr, wie früher angenommen, nur 5 Prozent, erklärte Privatdozent Dr. Stefan Conrad vom DIAKOVERE Friederikenstift Hannover, beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie.

Männer seien 3-mal häufiger betroffen als Frauen, der Altersgipfel liege zwischen 70 und 90 Jahren. 60 Prozent dieser Tumoren seien zum Zeitpunkt der Diagnose bereits in einem invasiven Stadium, so Conrad. "Wir haben es also eher mit gefährlichen Tumoren zu tun."

Conrad wies außerdem darauf hin, dass etwa 3,5 Prozent der wegen Blasenkarzinomen zystektomierten Patienten im weiteren Verlauf ein UTUC entwickeln. Umgekehrt müsse bei UTUC-Patienten zu 17 Prozent mit dem Vorliegen eines Blasenkarzinoms gerechnet werden. "Die Blasendiagnostik sollte man also nie vergessen", mahnte Conrad. Je weiter unten die Harnleiter betroffen seien, desto wahrscheinlicher sei ein Blasentumor. Und: Etwa ein Drittel aller Patienten, die einmal ein UTUC hatten, bekämen später ein Blasenkarzinom.

Ein spezieller Risikofaktor scheint die ungewollte Einnahme eines Unkrauts aus der Familie der Osterluzeigewächse (Aristoluchia clematis, Aristolochia fangchi) zu sein, etwa bei Menschen vom Balkan (Balkan-Nephropathie) oder bei häufigem Genuss chinesischer Kräutertees ("chinese herbs nephropathy"). (ner)

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Möglicher Langzeiteffekt bei älteren Frauen

Supplementation von Calcium und Vitamin D könnte Krebsmortalität senken

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen