Forschung

Myrte schaltet Anstandsdame in Krebszelle ab

Pharmazeuten haben herausgefunden, wie genau der Wirkstoff der Myrte Krebs aufhalten kann.

Veröffentlicht:

JENA. Dem Wirkstoff Myrtucommulon, der aus den Blättern des Myrtestrauches gewonnen wird, haben Forscher vor einigen Jahren bereits eine antibakterielle, entzündungshemmende und antioxidative Wirkung zugeschrieben. Auch Krebszellen könne der Naturstoff in relativ niedriger Konzentration bekämpfen und gehe dabei äußerst selektiv vor. Pharmazeuten haben nun herausgefunden, wie genau Myrtucommulon Krebs aufhält, teilt die Friedrich-Schiller-Universität Jena mit.

Bisher wussten die Forscher, dass Myrtucommulon die Mitochondrien einer Krebszelle attackiert. Nun haben sie herausgefunden, wo der Wirkstoff genau andockt: An das Hitzeschockprotein Hsp60, das zu den Chaperon-Proteinen gehört (Cell Chem Biol 2017; 24: 614–623). Benannt sind sie nach dem französischen Wort für "Anstandsdame" – ein Hinweis auf die Funktion von Hsp60: "Diese besonderen Chaperone schützen bestimmte Proteine der Mitochondrien und verhindern so deren Inaktivierung durch Zellstress", wird Professor Oliver Werz von der Universität Jena, in der Mitteilung zitiert. "Schaltet man sie aus, kann das ganze Zellkraftwerk lahmgelegt werden."

Darüber hinaus konnten die Wissenschaftler die beiden Proteine genau bestimmen, die von der "Anstandsdame" bewacht werden: LONP und LRP130. "Wir wussten, dass diese beiden Proteine das Tumorwachstum fördern, dass sie aber von Hsp60 geschützt werden, war bisher nicht bekannt", so Werz. "Somit haben wir während des Projektes zum einen den Bindungspartner des Myrtucommulons identifizieren können und somit wertvolle Informationen über die Wirkungsweise dieser Substanz erfahren. Zum anderen haben wir neue Erkenntnisse über die biologischen Prozesse innerhalb einer Tumorzelle gewonnen", resümiert der Jenaer Pharmazeut in der Mitteilung. "Bei Letzterem diente uns der Naturstoff aus der Myrte als sehr hilfreiches chemisches Werkzeug." (eb)

Mehr zum Thema

Hämatologe gibt Tipps

Krebspatienten impfen: Das gilt es zu beachten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Hämatologe gibt Tipps

Krebspatienten impfen: Das gilt es zu beachten

Lesetipps
Eine pulmonale Beteiligung bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) kann sich mit Stridor, Husten, Dyspnoe und Auswurf manifestieren. Sie zeigt in der Lungenfunktionsprüfung meist ein obstruktives Muster.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Wenn der entzündete Darm auf die Lunge geht

Klinisch ist die Herausforderung bei der IgA-Nephropathie ihr variabler Verlauf. In den meisten Fällen macht sie keine großen Probleme. Bei einem Teil der Patienten verläuft sie chronisch aktiv, und einige wenige erleiden katastrophale Verläufe, die anderen, schweren Glomerulonephritiden nicht nachstehen.

© reineg / stock.adobe.com

Glomerulonephitiden

IgA-Nephropathie: Das Ziel ist die Null