Kommentar zum Krebstest für US-Raucher
Screening ohne Maß
Würden Sie sich einem Krebstest unterziehen, der mit 30 Prozent Wahrscheinlichkeit positiv ausfällt, selbst wenn Sie kerngesund sind? Der also bei fast jedem dritten Getesteten weitere Untersuchungen nach sich zieht?
Solche Fragen müssen sich Ärzte und Patienten in den USA stellen, falls der neueste Vorschlag eines Expertengremiums umgesetzt wird. Dann nämlich haben in den USA ältere Raucher, sofern sie krankenversichert sind und viel geraucht haben, Anspruch auf ein jährliches Lungenkrebsscreening per Spiral-CT.
Eine solche Empfehlung wird sicher auch die Diskussion zum Screening von Rauchern in Deutschland befeuern. Und zumindest hier sollte man sich überlegen, was ein Test nützt, der zu 96 Prozent falsch positive Resultate liefert.
Zwar kommen auch andere Verfahren oft zu falschen Ergebnissen - bei der Mammografie sind etwa 87 Prozent der positiven Befunde tumorfrei. Umgekehrt haben aber 13 Prozent der Testpositiven tatsächlich einen Tumor, beim CT-Screening von Rauchern nur vier Prozent.
Man kann also ahnen, wie viel zusätzliche Diagnostik nötig ist, um die Lungenkrebsmortalität durch das Screening um 20 Prozent zu senken, wie es in Studien möglich war. Gerade bei Rauchern gäbe es einfachere und bessere Präventionsmethoden.
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