Postmenopausalen Blutungen

Endometriumdicke eignet sich zur Karzinomdiagnostik

Bei Frauen mit postmenopausalen Blutungen lohnt sich ein transvaginaler Ultraschall. Einer Kohortenstudie zufolge lassen sich Endometriumkarzinome mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen, wenn die Schleimhaut nicht mehr als drei Millimeter dick ist.

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HONGKONG. Anstelle einer Abrasio wird heute bei postmenopausalen Frauen mit uteriner Blutung zunächst die Beurteilung der Endometriumdicke mit transvaginalem Ultraschall empfohlen.

Über den kritischen Schwellenwert, der einen auffälligen Befund markiert, besteht allerdings keine Einigkeit.

In der deutschen Leitlinie von 2008 wird bei Patientinnen ohne Hormontherapie eine einfache Endometriumdicke über 5 mm als suspekt bewertet. Das American College of Obstetricians and Gynaecologists (ACOG) empfiehlt dagegen einen Schwellenwert von 4 mm.

Für eine noch niedrigere Schwelle plädieren Gynäkologen einer Spezialklinik in Hongkong: "Ein transvaginaler Ultraschall mit einem Schwellenwert von 3 mm entdeckt Endometriumkarzinome mit hoher Sensitivität und kann diejenigen Frauen identifizieren, bei denen ein Karzinom als Ursache einer postmenopausalen Blutung sehr unwahrscheinlich ist, sodass eine Endometriumbiopsie vermieden werden kann."

Basis für diese Empfehlung sind die retrospektiv ausgewerteten Patientenakten von 4383 postmenopausalen Frauen, bei denen an der Hongkonger Klinik zur Abklärung von vaginalen Blutungen routinemäßig sowohl ein Ultraschall als auch eine Biopsie vorgenommen worden waren (BJOG 2015, online 20. März).

Kann vielen Frauen Biopsien erspart werden?

168 Frauen (3,8 Prozent) hatten die Diagnose eines Korpuskarzinoms erhalten. Die mediane Endometriumdicke betrug bei ihnen 15,7 mm, bei den Frauen ohne Krebsdiagnose waren es nur 3,2 mm, ein hochsignifikanter Unterschied.

Wurde der Schwellenwert für ein auffälliges Endometrium auf 3, 4 bzw. 5 mm festgesetzt, dann wurden 5, 10 bzw. 11 Karzinome übersehen, die Sensitivität der Untersuchung sank von 97,0 Prozent über 94,1 Prozent auf 93,5 Prozent.

Die entsprechenden Raten an falschpositiven Diagnosen lagen bei 54,7 Prozent, 33,2 Prozent und 26,0 Prozent. "Mit einem Grenzwert von 3 mm kann also fast der Hälfte der Frauen eine Biopsie erspart werden", schreiben Alyssa S.-W. Wong und ihre Kollegen.

Nur 138 Frauen hatten eine Hormontherapie angewendet; wurden sie aus der Analyse ausgeschlossen, hatte das praktischen keinen Einfluss auf die Sensitivität der Untersuchung.

Welcher Schwellenwert letztlich gewählt wird, um über die Notwendigkeit einer Biopsie zu entscheiden, hängt den Autoren zufolge auch von der angestrebten Detektionsrate bzw. Spezifität ab.

Wong und Kollegen weisen darauf hin, dass bei einer Krebspatientin ihrer Studie die Endometriumdicke 1 mm nicht überschritten hatte. Sie empfehlen deswegen, Frauen, bei denen man aufgrund einer geringen Schleimhautdicke von einer Biopsie absieht, so zu beraten, dass sie bei erneuten Symptomen zur Abklärung wiederkommen.

Zur Risikoabschätzung und Planung müssten deswegen auch klinische Faktoren, die auf ein Karzinom hinweisen, berücksichtigt werden. Bei den untersuchten Frauen waren dies höheres Alter, späterer Eintritt der Menopause, Übergewicht, Diabetes, Nulliparität und wiederholte Blutungsepisoden. (BS)

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