DRESDEN. Durch Einladungsschreiben lässt sich die Teilnahmerate beim Screening auf Zervixkrebs deutlich erhöhen. Das geht aus den Ergebnissen der MARZY-Studie im Raum Mainz hervor.

Bei der MARZY-Studie handelt es sich um eine randomisierte, bevölkerungsbezogene Interventionsstudie. Insgesamt sind 9383 Frauen im Alter von 30 bis 65 Jahren – 40 Prozent waren älter als 50 – zufällig über die Einwohnermeldeämter der Studienregion Mainz/Mainz-Bingen ausgewählt und angeschrieben worden.

Das berichten die Ärzte um die Krebsepidemiologin Kathrin Radde vom Universitäts KrebsCentrum der Universitätsklinik in Dresden. Von 7758 Frauen, die die Studienkriterien erfüllten, konnten letztlich 5265 für die Analyse berücksichtigt werden (Int J Cancer 2016; online 16. April).

Hilft eine zusätzliche Broschüre?

In zwei Gruppen erhielten die Frauen das Einladungsschreiben, entweder allein oder zusammen mit einer achtseitigen Broschüre. Sie enthielt Informationen unter anderem zum Zervix-Ca, zur Bedeutung von HPV und zum Pap-Test. Erinnerungsschreiben wurden nach 6 und 12 Monaten verschickt.

Die dritte Gruppe erhielt kein Einladungsschreiben, aber einen Fragebogen zur Teilnahme an der Krebsvorsorge. Die Basisuntersuchung erfolgte zwischen 2005 und 2007, das Follow-up in den Jahren 2008 und 2012. Mit dem Abstrich wurden Dünnschichtzytologie, HPV-Nachweis und HPV-PCR inklusive Gentypisierung vorgenommen.

Nach Angaben von Radde und ihren Kollegen hatte ein hoher Prozentsatz der Frauen bereits früher am Zervix-Ca-Screening teilgenommen (Interventionsgruppe: 95,2 Prozent; Kontrollgruppe: 97,3 Prozent). Das sei nicht verwunderlich, da das kostenlose Screening hier Frauen seit 1971 angeboten wird. Aber auch Frauen, die bisher nicht teilgenommen hatten - in der Interventionsgruppe immerhin etwa ein Drittel - reagierten auf das Einladungsschreiben.

Signifikante Erhöhung durch Einladung

Innerhalb der drei Jahre des aktuellen Untersuchungszeitraums lag der Anteil der am Screening teilnehmenden Frauen mit 91,8 Prozent im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne Einladungsschreiben (85,3 Prozent ) signifikant höher. Das entspricht einem Zuwachs von 6,6 Prozentpunkten.

Zum Vergleich: In zwei deutschen Studien lag die Teilnahmerate in den letzten jeweils drei Jahren zwischen 70 und 80 Prozent - und zwar ohne organisierte Einladung.

Nach Angaben der Dresdner Wissenschaftler war die schriftliche Einladung für das Screening in der Studie MARZY gerade bei Frauen mit geringer Schulbildung, bei Migrantinnen sowie bei älteren Frauen, bei denen sonst die Wahrscheinlichkeit der Screeningteilnahme eher gering ist, besonders effektiv.

Keinen Effekt auf die Teilnahmerate hatte in der aktuellen Studie dagegen das Infomaterial in Form der Broschüre. In der Gruppe der Frauen mit Begleitmaterial nahmen 92,2 Prozent am Screening teil, in der Kontrollgruppe ohne lag der Anteil bei 91,4 Prozent. Das entspricht den Erfahrungen etwa in Schweden und Australien, wie die Ärzte und Epidemiologen berichten.

Insgesamt stützten die MARZY-Ergebnisse die Initiative der Bundesregierung mit dem Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz (KFRG) von 2013, das "eine regelmäßige Einladung der Versicherten in Textform zur Früherkennungsuntersuchung" vorsieht. (ple)

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