Unentdeckte Melanome

Ausgerechnet die Dicken schlüpfen durchs Netz

Immer mehr dünne Melanome werden entdeckt - doch gerade die gefährlicheren, weil dickeren Tumoren scheinen nicht selten durchs Diagnoseraster zu fallen. US-Dermatologen haben untersucht, warum das so ist.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Hinweise auf einen malignen Befund?

Hinweise auf einen malignen Befund?

© Getty Images/iStockphoto

BALTIMORE. In einer retrospektiven Studie analysierten Forscher um Heidi Hermes von der Johns Hopkins University in Baltimore alle zwischen 2003 und 2011 histologisch gesicherten und in der Datenbank des Jefferson Dermatopathology Center gespeicherten Melanomdiagnosen.

In-situ-Melanome wurden ausgeschlossen. Übrig blieben 385 Fälle. Diese wurden in zwei Gruppen unterteilt. Gruppe 1 umfasste 276 Gewebeproben, bei deren Einsendung der Dermatologe, der die Biopsie entnommen hatte, eine melanozytäre Läsion vermutet hatte.

In Gruppe 2 fielen jene 109 Proben, für die kein melanozytärer Ursprung erwogen worden war.

Häufig bestand der Verdacht auf ein Basalzellkarzinom

Die meisten Verdachtsdiagnosen in Gruppe 1 lauteten auf Melanom (30,4 Prozent), atypischer, dysplastischer oder Clark-Nävus (20,6 Prozent).

In Gruppe 2 wurde mit Abstand am häufigsten der Verdacht auf ein Basalzellkarzinom geäußert (42,6 Prozent), dahinter rangierten Vermutungen, es handle sich um eine seborrhoische Keratose (19,9 Prozent) oder ein Plattenepithelkarzinom (15,6 Prozent).

Dies korrelierte signifikant mit der Eindringtiefe der Tumoren. Melanome aus Gruppe 1 waren im Mittel 0,62 mm, jene aus Gruppe 2 aber 1,64 mm dick (Clin Dermatol 2013, online 24. Oktober).

Entsprechend dehnten sich 25,4 Prozent der Melanome in Gruppe 1, jedoch 51,8 Prozent der Melanome in Gruppe 2 bis zur Basis des Biopsates aus.

Das mag auch daran liegen, dass in den USA die Shave-Biopsie und nicht die Exzision das bevorzugte Verfahren ist. In der Studie wurde die Shave-Methode auch in 60 Prozent jener Fälle eingesetzt, in denen der konsultierte Dermatologe ein Melanom vermutet hatte.

Fokus auf Typ-1-Melanome

Hermes und Kollegen verweisen darauf, dass es drei Arten von Melanomen gebe: solche, die schnell und aggressiv wachsen und kaum mit Sonnenexposition assoziiert sind (Typ I); solche, die langsam wachsen und sowohl mit intermittierender UV-Einstrahlung als auch mit melanozytären Nävi in Verbindung stehen (Typ II).

Und schließlich solche indolenten Tumoren, die langsam wachsen, mit chronischer Sonnenexposition zu tun haben und im Kopf-Hals-Bereich auftreten (Typ III).

Offenbar seien es gerade die gefährlichen Gewächse vom Typ I, die der Entdeckung entgehen, weshalb sich auch an der hohen Mortalität, die sie verursachen, trotz zunehmender Melanomdiagnosen nichts geändert habe.

Wie aus neuen Daten hervorgehe, sind die erkannten dünnen Melanome womöglich nicht die Vorläufer der dicken Tumoren.

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