Darmkrebsvorsorge

Menthol hilft bei der Adenom-Suche

Mithilfe einer Menthol-Lösung kann die Adenom- Detektionsrate bei der Darmkrebsvorsorge offenbar deutlich verbessert werden, wie eine aktuelle Studie zeigt.

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KYOTO. Verschiedene Maßnahmen führen zu einer Verbesserung der Adenom-Detektionsrate. Butylscopolamin und Glucagon erhöhen die Adenom-Detektionsrate, haben aber unter anderem wegen ihrer Nebenwirkungen keine weite Verbreitung in der Vorsorge-Koloskopie gefunden.

Das zum Beispiel in Pfefferminzöl enthaltene Menthol relaxiert die gastrointestinale Muskulatur und reduziert gastrointestinale Kontraktionen sowie die Peristaltik.

Ein Einfluss von Menthol auf die Adenom-Detektionsrate ist bisher noch nicht untersucht.

In einer randomisierten, einfach-blinden Studie wurde bei 226 Vorsorge-Koloskopien eine luminale Spülung mit Menthol (n=118) oder Plazebo (n=108) durchgeführt (Endoscopy 2014; 46 (03): 196-202).

Beginnend mit dem Rückzug wurde 20 ml einer 1,6%igen Menthol-Lösung oder Placebo in das Zökum eingebracht.

In der Menthol-Gruppe wurde während des Rückzugs erneut 20 ml Menthol-Lösung eingesprüht, wenn Kolonkontraktionen oder Spasmen erkennbar waren.

Als Endpunkte wurden die Adenom-Detektionsrate unter Verwendung der Paris-Klassifikation und zusätzlich die Dauer des Rückzugs, die Dauer bis zum Einsetzen der Kolonrelaxation und die absolute Anzahl der entdeckten Läsionen untersucht.

Keine Nebenwirkungen

Die Dauer des Rückzugs war in der Menthol-Gruppe mit 643 Sekunden gegenüber 571 Sekunden in der Plazebo-Gruppe nicht signifikant länger. Die Adenom-Detektionsrate war in der Menthol-Gruppe mit 60,2 Prozent gegenüber 42,6 Prozent signifikant höher.

Der numerische Unterschied von 1,48 Läsionen (Menthol) zu 1,07 Läsionen (Plazebo) war nicht signifikant unterschiedlich und umfasst im Wesentlichen "low-grade"-Adenome.

In der Menthol-Gruppe war bei 84 der 118 Untersuchungen die einmalige Menthol-Applikation im Zökum ausreichend, bei 30 Patienten wurde Menthol zweimalig und bei 4 Patienten mehrmalig appliziert.

Die erneute Mentholgabe war in diesen Fällen meist im Sigma notwendig. Das Motilitätsscoring fand bei 31 Prozent der mit Plazebo und bei 71 Prozent der mit Menthol behandelten Patienten keine nennenswerten Kontraktionen.

Die Veränderung der Motilität war nach durchschnittlich 41 Sekunden erkennbar. Nebenwirkungen wurden keine beobachtet.

Die Adenom-Detektionsrate ist unbestritten eine gute Maßzahl im Rahmen der Qualitätsbeurteilung von Vorsorge-Koloskopien, kommentiert Professor Martin Storr, Medizinische Klinik II, Klinikum Großhadern, auf www.springermedizin.de.

"Maßnahmen, die zu einer Erhöhung der Adenom-Detektionsrate führen, sind wünschenswert." Die in der vorliegenden Studie gefundene Steigerung der Adenom-Detektionsrate sei beachtlich.

Das einfach-blinde Studiendesign, in dem alle Beobachtungen vom Untersucher dokumentiert wurden und bei dem eine erhöhte Aufmerksamkeit des nicht-verblindeten Untersuchers wahrscheinlich ist, lasse aber Fragen offen, die in Folgestudien beantwortet werden sollten, so Storr.

Es bleibe abzuwarten, ob sich der beschriebene beträchtliche Vorteil durch simple und nicht-invasive Applikation von Menthol in das Kolon auch in doppelt-blinden, idealerweise multizentrischen Studien wiederholen lässt.

Der Mehraufwand von einer Minute pro Rückzug, der im Wesentlichen durch das Warten auf den Anti-Motilitätseffekt verursacht wird, wäre dann sicherlich gerechtfertigt. (eb)

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