Koloskopie

Gute Prävention und nur selten Komplikationen

Blutungen oder Darmperforationen bei Koloskopien sind sehr selten. Das hat eine Studie bestätigt. Demnach treten die Komplikationen vor allem bei Patienten mit Krebsvorstufen oder Tumoren auf – und sind nicht Folge der Untersuchung, sondern der Biopsie.

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Die Sorge, ein breiter Einsatz von Vorsorge-Koloskopien führe zu einer hohen Rate an Komplikationen, widerlegt eine aktuelle Studie.

Die Sorge, ein breiter Einsatz von Vorsorge-Koloskopien führe zu einer hohen Rate an Komplikationen, widerlegt eine aktuelle Studie.

© Patrick Pleul/dpa

HEIDELBERG. Während und nach einer Vorsorge-Darmspiegelung kommt es nur sehr selten zu Komplikationen ; nämlich in 0,38 Prozent aller Fälle. Das bestätigten Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und dem Krebsregister Saarland in einer Studie (Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 321-7). Die Zwischenfälle traten ausschließlich dann auf, wenn im Zuge der Untersuchung Krebsvorstufen entfernt wurden, teilt das DKFZ mit.

Bisherige Beobachtungsstudien sprechen dafür, dass die Vorsorge-Koloskopie, bei der eventuell vorhandene Krebsvorstufen entfernt werden, die Mehrzahl der Fälle von Darmkrebs verhindern kann. In seltenen Fällen jedoch kann es bei einer Darmspiegelung bekannterweise zu Darmblutungen oder zur Perforation der Darmwand kommen. Dem Erfolg in der Krebsprävention steht daher die Befürchtung gegenüber, dass ein breiter Einsatz der Vorsorgeuntersuchung zu einer inakzeptabel hohen Rate an Komplikationen führen könnte.

Professor Hermann Brenner und seine Kollegen vom DKFZ und dem Krebsregister Saarland wollten mit einer groß angelegten Studie klären, wie viele Komplikationen tatsächlich bei einem Routineeinsatz der Darmspiegelung auftreten. Dazu erfassten die Wissenschaftler alle medizinischen Zwischenfälle, die bei mehr als 5000 landesweit im Saarland im Zeitraum von 2010 bis 2013 durchgeführten Vorsorge-Koloskopien aufgetreten waren.

Insgesamt 5252 Koloskopien

Um ganz sicherzugehen, dass sie keine Komplikationen übersehen, fragten die Wissenschaftler sowohl bei den Ärzten als auch bei den Untersuchungsteilnehmern nach medizinischen Zwischenfällen während und innerhalb von vier Wochen nach der Koloskopie. Die Ergebnisse wurden anschließend mit den klinischen Unterlagen abgeglichen.

Bei den 5252 Untersuchungsteilnehmern waren insgesamt nur 20 (0,38 Prozent) medizinisch bestätigte Komplikationen aufgetreten. Dabei handelte es sich meist um Blutungen, nur in zwei Fällen um eine Perforation. Alle Zwischenfälle konnten erfolgreich behandelt werden, heißt es in der Mitteilung des Krebsforschungszentrums.

Frühere Untersuchungen bestätigt

"Bisherigen Untersuchungen zur Komplikationsrate wurde oft vorgeworfen, dass sie die Häufigkeit der Vorfälle unterschätzen. Zum einen, weil nur die im bundesweiten Register routinemäßig erfassten Komplikationen berücksichtigt wurden, zum anderen, weil sie nur diejenigen Komplikationen eingeschlossen hatten, die direkt während der Untersuchung aufgetreten sind", wird Studienleiter Brenner zitiert. Beides habe nun die aktuelle Studie berücksichtigt. Die Studie bestätigt, was sich in früheren Untersuchungen bereits angedeutet hatte: Die seltenen Zwischenfälle traten bei Koloskopien auf, bei denen fortgeschrittene Krebsvorstufen oder bösartige Tumoren entfernt wurden. Die Komplikationen sind also nicht Folge der Untersuchung, sondern der Gewebeentnahme, heißt es in der Mitteilung.

"Sie betreffen damit genau diejenigen Untersuchungsteilnehmer – und auch diese nur in ganz seltenen Fällen –, die am meisten von der Vorsorge profitieren. Genau diesen Menschen hat die Entscheidung für eine Darmspiegelung möglicherweise das Leben gerettet", bewertet Brenner das Ergebnis. (eb)

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