Röntgenkongress

Elektroschocks für Krebszellen

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HAMBURG. Eine neue Art der lokalenTherapie bei Krebs hat Professor Christian Stroszczynski, Regensburg, beim Röntgenkongress in Hamburg vorgestellt.

Mit der derzeit an Zentren klinisch erprobten irreversiblen Elektroporation wird der Tumor einer sehrkurzenund intensiven elektrischen Spannung ausgesetzt, die zum Tod der Krebszellen führt.

Vorteil gegenüber anderen lokalen Therapien: umliegendes gesundes Gewebe wird geschont. Weitere Systematische Studien gibt es bislang für die irreversiblen Elektroporation (IRE) noch nicht.

Der Regensburger Spezialist für Interventionelle Radiologie sei aber zuversichtlich, dass die IRE sich etablieren wird, teilt die Deutsche Röntgengesellschaft mit.

Anwendung finde die Elektroporation aktuell bei der Behandlung von Lebertumoren. Das habe vornehmlich zwei Gründe: Zum einen ist die Leber ein häufig betroffenes Organ sowohl von primären Tumoren (Hepatozelluläres Karzinom) als auch von Metastasten.

Zum anderen eignet sich die Leber gut für lokale, minimalinvasive Therapien, wie sie die Interventionelle Radiologie seit einigen Jahren und mit wachsendem Erfolg anwendet.

"Die Leber lässt sich gut mit unserem Arbeitsgerät, den durch die Haut (perkutan) eingeführten Sonden erreichen, zudem ist das Gewebe relativ robust und anatomisch übersichtlich", wird Stroszczynski in der Mitteilung der Deutschen Röntgengesellschaft zitiert.

Zwei bis sechs Sonden führt der Radiologe an den Krebsherd heran. Die Navigation der Sonden erfolgt unter Bildkontrolle, meistens mithilfe der Computertomografie.

Am Ort des Geschehens angekommen wird das Tumorgewebe einer sehr hohen, mehrere tausend Volt betragende Spannung ausgesetzt - und zwar für den Bruchteil einer Sekunde. Der heftige Stromstoß führt dazu, dass die Membranen sich öffnen und die Zellen platzen.

"Dieser Vorgang entspricht einem induzierten natürlichen Zelltod, der Apoptose", so Stroszczynski. Der herausragende Vorteil dieser neuartigen Therapieform sei die Schonung des Nachbargewebes, berichtet die Deutsche Röntgengesellschaft.

"Während etwa bei thermischen Ablationsverfahren auch das Nachbargewebe durch die Hitzeeinwirkung in Mitleidenschaft gezogen ist, wird die sogenannte ‚extrazelluläre Matrix‘, das stabilere Rahmengewebe, um die Zellen weit weniger angegriffen, es erholt sich meist vollständig. Das betrifft vor allem Blutgefäße, Lymph- und Nervenbahnen. Gewebenekrosen, wie wir sie bei den Hitzeverfahren in Kauf nehmen müssen, verursacht die IRE nicht", wird Stroszczynski zitiert.

Die Patienten können in aller Regel am Folgetag die Klinik verlassen. Die bisherigen Behandlungserfolge stimmen Stroszczynski zuversichtlich, dass sich das Verfahren auch in weiteren Zentren etabliert und die Methode sich auch auf andere Organe und Krebsentitäten ausweiten lässt - besonderes Augenmerk wird dabei auf die Behandlung des Prostatakarzinoms zu legen sein, wo die Schonung des Nachbargewebes unadbei. (eb)

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