Antikörper unterstützt die Chemotherapie bei Lymphomen

FRANKFURT AM MAIN (ku). Der Antikörper Rituximab zusätzlich zur Chemotherapie gegeben, verlängert bei Patienten mit Non-Hodgkin-Lymphom nicht nur die krankheitsfreie Zeit, die Patienten haben nach der Behandlung auch ein längeres Gesamtüberleben. Das gilt sowohl für die älteren als auch die jüngeren Patienten.

Veröffentlicht:

Bei den Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL) wird zwischen aggressiven (hochmalignen) und indolenten (niedrigmalignen, follikulären) Lymphomen unterschieden. Die aggressiven Formen schreiten unbehandelt zwar schnell fort. Mit einer Chemotherapie könnten aber 30 bis 50 Prozent der Patienten geheilt werden, so Professor Norbert Schmitz vom AK St. Georg in Hamburg.

Patienten mit einem indolenten Lymphom haben unbehandelt eine Überlebenserwartung von median acht bis zehn Jahren. Bei ihnen führt die Chemotherapie zu Remissionen, die mit der Zeit aber immer weniger lang anhalten. Ein indolentes Lymphom ist in der Regel nicht heilbar.

Studien der vergangenen Jahre haben ergeben, daß die zusätzliche Applikation des Antikörpers Rituximab (MabThera®) die Ergebnisse einer Chemotherapie erheblich verbessert. Die kürzlich bei der Jahrestagung der American Society of Hematology in San Diego präsentierten aktuellen Daten zu Rituximab hat Privatdozent Dr. Michael Herold vom Helios-Klinikum Erfurt bei einer Pressekonferenz des Unternehmens Hoffmann-La Roche in Frankfurt am Main zusammengefaßt. Herold gehört zur Ostdeutschen Studiengruppe Hämatologie/Onkologie (OSHO).

Die OSHO hat bei 201 Patienten mit fortgeschrittenem follikulärem NHL festgestellt, daß Rituximab zusätzlich zu einem Regime mit 6 × MCP (R-MCP) zu hochsignifikanten Verbesserungen im Vergleich zur Chemotherapie allein (MCP, Mitoxantron, Chlorambucil, Prednisolon) geführt hat: Die Ansprechraten waren bei R-MCP 92 versus 75 Prozent bei MCP. Der Anteil der Patienten mit kompletter Remission betrug 49 versus 25 Prozent.

Und zum erstenmal konnte belegt werden, daß der Antikörper zusätzlich zur Chemotherapie verabreicht das Gesamtüberleben von Patienten mit follikulärem Lymphom verlängert. Nach 30 Monaten haben in der R-MCP-Gruppe noch 89 Prozent der Patienten gelebt, in der MCP-Gruppe 75 Prozent. Zumindest für die Älteren mit follikulärem Lymphom würde er angesichts dieser Ergebnisse die Kombination von Rituximab mit MCP als einen neuen Standard bezeichnen, so Herold.

Daß auch jüngere Patienten (unter 60) mit aggressivem Lymphom und günstigem Risikoprofil, wie berichtet, von Rituximab zusätzlich zu einer CHOP-ähnlichen Chemotherapie profitieren, belegen die Zweijahres-Daten von 823 auswertbaren Patienten der MabThera® International Trial Group (MinT). Wie Professor Michael Pfreundschuh aus Homburg/Saar berichtet hat, kam es unter Chemotherapie plus Rituximab bei hochsignifikant mehr Patienten zur kompletten Remission als mit Chemotherapie allein (86 versus 68 Prozent).

Hochsignifikant günstiger war die Kombitherapie auch in Bezug auf das progressionsfreie und das ereignisfreie Überleben sowie die Zeit bis zum Therapieversagen. Und obwohl das bei diesen Patienten mit günstiger Prognose schwer zu belegen ist: Auch das Gesamtüberleben wurde signifikant verbessert. Nach zwei Jahren lebten nach zusätzlicher Antikörpertherapie noch 95 Prozent der Patienten, nach Chemotherapie allein 86 Prozent.



Standardtherapie beim NHL

Goldstandard für die Chemotherapie beim Non-Hodgkin-Lymphom war lange die Kombination Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin plus Prednison. Sie wird mit CHOP abgekürzt. Auch CHOP-ähnliche Chemotherapien wie FCM (Fludarabin, Cyclophosphamid und Mitoxantron) oder MCP (Mitoxantron, Chlorambucil, Prednisolon) werden angewendet. Ein Therapiezyklus besteht aus sechs Anwendungen im Abstand von drei Wochen. Seit einigen Jahren wird geprüft, welche Patienten von zusätzlichem Etoposid (CHOEP) oder von der Verkürzung der Applikationsintervalle auf zwei Wochen profitieren. (ku)

Mehr zum Thema

Behandlungsfortschritte

Herzrisiko nach Hodgkin-Lymphom dürfte sinken

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen