Kritik nach IQWiG-Vorbericht

NEU-ISENBURG (ple). Mit der zugesagten Überarbeitung des IQWiG-Vorberichts zur Stammzelltherapie bei Leukämien haben die Krebs-Fachgesellschaften einen Teilerfolg erzielt. Der Dresdner Onkologe Professor Gerhard Ehninger befürchtet in diesem Zusammenhang allerdings, daß künftig "Fachleute immer weniger gehört werden".

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Als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) war Ehninger bei der ersten Anhörung beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in Köln mit dabei. Nach massiver Kritik wurde der DGHO zugesagt, daß ein zweiter Vorbericht verfaßt wird und dann eine erneute Anhörung stattfindet, wie Ehninger im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" sagte.

Ehninger bemängelt, daß an der Erstellung des Vorberichts nur wenige mit fachlicher Kompetenz beteiligt waren. Die Sichtung der Fachliteratur zur Vorbereitung für den Vorbericht sei zwar von einem Hämatologen gemacht worden. Den Bericht selbst hätten jedoch IQWiG-Mitarbeiter verfaßt, die weder Hämatologen noch Onkologen sind. Von der Schlußfolgerung des IQWiG habe sich der Hämatologe inzwischen distanziert.

Die weitere Entwicklung im deutschen Gesundheitssystem betrachtet Ehninger mit Sorge, weil vor Entscheidungen immer weniger Fachleute gehört würden. Er sieht im Zusammenhang mit der Bewertung von Therapieformen in der Onkologie durch das IQWiG noch viel Arbeit auf sich und seine Kollegen zukommen: Inzwischen habe nämlich das IQWiG einen weiteren Vorbericht zum Knochenmarkversagen vorgelegt. Ehninger: "Und dieser Bericht ist noch abwegiger als der zu Leukämien."

Lesen Sie dazu auch das Interview: "Fachleute werden zu Fragen der medizinischen Versorgung immer seltener zur Rate gezogen!"

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