Leukämie/Lymphom

Patienten leben immer länger

Innerhalb von 15 Jahren hat sich die Prognose von Leukämie- und Lymphompatienten deutlich verbessert. Die Fünf-Jahres-Überlebensraten sind teils um 20 bis 50 Prozent gestiegen. Dies wird nicht zuletzt mit verbesserter Therapie begründet.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Sind die Lymphknoten am Hals des Patienten unauffällig? Die Prognose für Patienten, bei denen ein Lymphom diagnostiziert wird, haben sich deutlich verbessert.

Sind die Lymphknoten am Hals des Patienten unauffällig? Die Prognose für Patienten, bei denen ein Lymphom diagnostiziert wird, haben sich deutlich verbessert.

© Roche Pharma

MAILAND. In klinischen Studien konnten neue monoklonale Antikörper oder Tyrosinkinasehemmer die Überlebensraten von Lymphom- und Leukämiepatienten deutlich verbessern.

Ob sich ähnliche Erfolge nun auch in der Praxis beobachten lassen, haben Forscher um Dr. Milena Sant vom Nationalen Krebsinstitut in Mailand nun anhand der Studie EUROCARE-5 analysiert (Lancet Oncol 2014; 15(9): 931-942).

Grundlage bildeten Daten aus 30 europäischen Krebsregistern mit über 560.000 Patienten, die zwischen 1997 und Ende 2007 an einem Lymphom oder einer Leukämie erkrankt waren.

Knapp 5000 Patienten, also etwas weniger als 1 Prozent, stammen aus Deutschland (Saarland-Register), mehr als die Hälfte (56 Prozent) aus Großbritannien. Die Forscher um Sant schauten nun, wie sich die Überlebensraten im Lauf der Zeit verändert hatten.

Wie sich herausstellte, waren die Fünf-Jahres-Überlebensraten für die meisten Patienten mit einer Diagnose in den Jahren 2006 bis 2008 in der Tat deutlich besser als bei solchen mit der Tumordiagnose in den Jahren 1997 bis 1999.

So stieg in diesem Zeitraum der Anteil derjenigen, die nach fünf Jahren noch lebten, bei diffusem großzelligem B-Zell-Lymphom altersadjustiert von 42 Prozent auf über 55 Prozent, bei follikulärem Lymphom von 59 Prozent auf 74 Prozent, bei chronisch myeloischer Leukämie (CML) von 32 Prozent auf 54 Prozent, bei multiplem Myelom und bei lymphoblastischer Leukämie von 30 Prozent auf 40 Prozent, und bei akuter promyelozytärer Leukämie fand sich immerhin noch ein Zuwachs von 50 Prozent auf 62 Prozent.

Wesentlich geringer war der Anstieg bei Hodgkin-Lymphomen (von 75 Prozent auf 79 Prozent), beim chronisch lymphatischen Lymphom (von 66  Prozent auf 69 Prozent) sowie der akuten myeloischen Leukämie (von 12,6 Prozent auf 14,8 Prozent).

Vorteil für Patienten unter 75 Jahre

Die Prognose verbesserte sich am stärksten bei Patienten in Nord-, Zentral- und Osteuropa, etwas weniger in Großbritannien und nur leicht in Südeuropa.

Am schlechtesten ist die Chance, eine Leukämie oder ein Lymphom zu überleben aber weiterhin in Osteuropa, gefolgt von Großbritannien, am besten sieht es in den Ländern Nordeuropas aus.

Auffallend ist hingegen, dass sich die Lebenserwartung von Patienten über 75 Jahren bei den meisten Tumorarten kaum verbessert hat, der Gewinn an Lebenszeit ging also fast vollständig auf das Konto jüngerer Patienten.

Da sich bei vielen Tumoren die verbesserte Fünf-Jahres-Prognose nach Einführung neuer Medikamente wie Rituximab, Imatinib, Thalidomid und Bortezomib bemerkbar machte, und der Gewinn an Lebenszeit in denjenigen Ländern größer war, die solche Medikamente in der Praxis schneller zugänglich machten, sehen die Studienautoren in den therapeutischen Innovationen den Hauptgrund für die verbesserte Prognose.

In einem Kommentar warnt der britische Onkologe Alastair Munro von der Universität in Dundee jedoch, das längere Leben der Patienten allein auf den therapeutischen Fortschritt zu schieben (The Lancet Oncology, 2014; 15(9): 906-907).

Eine bessere und frühere Diagnose könne dazu führen, dass Tumoren in einem weniger aggressiven und leichter zu behandelnden Stadium aufgespürt werden, was ebenfalls die tumorspezifische Mortalität senkt.

So werde in einigen Krebsregistern ein steigender Anteil weniger aggressiver Non-Hodgkin-Lymphome beobachtet. Ein weiteres Indiz für eine verbesserte Diagnose sei auch die steigende Inzidenz bei einigen Tumorarten.

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