Multiples Myelom

Stammzellen auch für Ältere

Nicht nur jüngere, auch ältere Patienten mit einem multiplen Myelom profitieren von einer Stammzelltransplantation, indem dadurch das Gesamtüberleben verlängert wird. Dies geht aus einer Auswertung der SEER-Medicare-Datenbank hervor, einem Register, das etwa ein Viertel der US-Bevölkerung abdeckt.

Veröffentlicht:

BOSTON. Wissenschaftler um Aaron N. Winn vom Institute for Clinical Research and Health Policy Studies in Boston haben anhand der Daten, die die Realität außerhalb von Studien widerspiegeln, den Zusammenhang zwischen Stammzelltransplantation und Überleben bei älteren Myelompatienten ermittelt (J Natl Cancer Inst 2015; 107(8): djv139).

Grundlage waren die Daten von 22.287 Patienten aller Altersgruppen, bei denen zwischen 2000 und 2007 ein multiples Myelom diagnostiziert worden war.

Das Jahr 2000 wurde als Studienbeginn gewählt, weil ab diesem Zeitpunkt die Transplantation vergütet wurde, das Jahr 2007 als Studienende, damit seit der Diagnose jeweils mindestens zwei Jahre vergangen waren, sodass studienrelevante Aussagen über das Überleben gemacht werden konnten.

Insgesamt 4515 ältere Patienten konnten für die Studie berücksichtigt werden, davon hatten 263 (5,8 Prozent) ein autologes Stammzelltransplantat erhalten.

Die übrigen Patienten lebten noch mindestens ein halbes Jahr nach der Diagnose. Die Studienteilnehmer waren mindestens 60 und höchstens 80 Jahre, im Durchschnitt 72,7 Jahre alt. Das mediane Follow-up lag bei 32 Monaten.

US-Leitlinien weniger restriktiv

Mithilfe von vier etablierten statistischen Verfahren, mit denen unter anderem Verzerrungen herausgerechnet werden können, konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit zu überleben in der Gruppe der Patienten mit Transplantation größer war als bei Patienten ohne diese Therapie. Die Werte der Risikoberechnung (Hazard Ratio, HR) reichten von 0,531 bis 0,608.

Zum Beispiel errechneten Winn und seine Kollegen mithilfe der Propensity-Score-Analyse einen Wert von 0,57 (95%-Konfidenzintervall zwischen 0,46 und 0,72; p < 0,001). Das bedeutet, dass die Sterbewahrscheinlichkeit im Beobachtungsintervall durch die Transplantation um 43 Prozent reduziert wurde.

In einigen europäischen Leitlinien wird die Stammzelltransplantation nicht bei Patienten über 65 empfohlen. US-amerikanische Leitlinien sind da weniger restriktiv, wie die Wissenschaftler feststellen.

In der aktuellen deutschen Leitlinie "Multiples Myelom" von 2013 heißt es dazu: "Patienten mit der Option einer allogenen Stammzelltransplantation sollten frühzeitig an einem Transplantationszentrum vorgestellt werden.

Eine europäische Konsensuskonferenz empfiehlt bei jüngeren Patienten ohne Komorbidität und gutem Ansprechen auf eine Salvagetherapie bei einem Frührezidiv nach autologer Stammzelltransplantation (< 1 Jahr) die weitere Evaluation der allogenen Stammzelltransplantation." (ple)

Mehr zum Thema

Behandlungsfortschritte

Herzrisiko nach Hodgkin-Lymphom dürfte sinken

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen