Mamma-Screening

Frühstadien werden öfter entdeckt

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BERLIN. Mit dem Mammografie-Screening ist es gelungen, den Anteil der Brustkrebs-Tumoren im frühen Stadium von sieben Prozent im Zeitraum zwischen 2000 und 2005 auf 19 Prozent im Jahr 2010 zu steigern. Damit ist die Chance von Patientinnen mit Brustkrebs gestiegen, geheilt zu werden.

Dies geht aus dem Evaluationsbericht der Kooperationsgemeinschaft Mammografie, die von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und dem GKV-Spitzenverband getragen wird, hervor. Der Bericht wurde jetzt am Rande des 31. Deutschen Krebskongresses in Berlin vorgelegt.

Bis Ende 2009 waren alle geplanten 94 Screening-Einheiten an insgesamt 400 Standorten aufgebaut, so dass im Jahr 2010 erstmals flächendeckend nach den Standards der europäischen Leitlinie untersucht worden ist.

Knapp 94 Prozent der anspruchsberechtigten Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren wurden zur Mammografie eingeladen. Knapp 54 Prozent haben die Mammografie in Anspruch genommen. Ein wichtiges Screening-Ziel, eine Teilnahmerate von 70 bis 75 Prozent, wurde damit verfehlt.

Ein Effekt des systematischen Screenings ist es, dass in den vergangenen Jahren die Inzidenz von Brustkrebs von 50.000 im Jahr 2002 auf 70.000 im Jahr 2019 gestiegen ist. Der Gipfel der Inzidenz sei bereits 2008 erreicht worden, sagte der Epidemiologie Professor Alexander Katalinic von der Universität Kiel am Donnerstag in Berlin. In Zukunft sei wieder mit einer sinkenden Zahl von Neuerkrankungen zu rechnen.

Insgesamt waren im Jahr 2010 2,7 Millionen Frauen untersucht worden, davon waren 1,5 Millionen Folgeuntersuchungen. Insgesamt wurden 17.501 Karzinome entdeckt, 13.834 (79 Prozent) waren invasiv. Im Zeitraum von 2000 bis 2005, also vor Einführung des Screenings waren es noch 93 Prozent.

Vergleicht man Erstuntersuchungen und Folgeuntersuchungen innerhalb des Screenings, so zeigen sich bedeutsame Veränderungen: Unter den invasiven Tumoren erhöht sich der Anteil der kleineren Tumore unter zehn Millimeter (von 31,8 auf 34,5 Prozent), ebenso der Anteil von Tumoren ohne Befall der Lymphknoten von 74,9 auf 77,8 Prozent.

Die Wiedereinbestellungsrate sinkt bei der Folgeuntersuchung im Vergleich zur Erstuntersuchung von 7,1 auf 3,1 Prozent. Bei der Erstuntersuchung wird bei acht von 1000 Frauen Brustkrebs diagnostiziert, bei der Folgeuntersuchung sind es nur noch 5,5 auf 1000 Frauen.

"Insgesamt ist das Mammografie-Screening in Deutschland auf dem richtigen Weg", sagte Dr. Tatjana Heinen-Kammerer, Geschäftsleiterin der Kooperationsgemeinschaft Mammografie. Bei insgesamt steigender Brustkrebsinzidenz (als Folge früherer Erkennung) sei eine günstigere Stadienverteilung erkennbar, die bessere Heilungschancen eröffne. Einen sichtbaren Effekt auf die Brustkrebsmortalität erwartet der Epidemiologe Katalinic etwa ab 2015.

Nach wie vor findet in Deutschland aber sogenanntes graues Screening statt, Früherkennungs-Untersuchungen auf Brustkrebs, bei denen nicht gesichert ist, ob die hohen Qualitätsforderungen entsprechend der europäischen Leitlinie erfüllt werden. Das Ausmaß kann allerdings immer noch nicht quantifiziert werden. (HL)

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