Bessere Prognose

Brustkrebs-Screening zeigt Erfolge

Seit der Einführung des Mammografie-Screenings in Deutschland werden immer mehr Tumoren ohne Lymphknotenbefall entdeckt. Das lässt auf eine sinkende Brustkrebsmortalität hoffen.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Das Brustkrebs-Screening zeigt erste Erfolge.

Das Brustkrebs-Screening zeigt erste Erfolge.

© Monkey Business / iStock / Thinkstock.com

BERLIN/DEUTSCHLAND. Noch kann niemand mit Sicherheit sagen, ob das Mammografie-Screening in Deutschland das Risiko senkt, an Brustkrebs zu sterben, aber einige Zahlen aus dem aktuellen Evaluationsbericht der Kooperationsgemeinschaft Mammografie deuten in diese Richtung.

So lag der Anteil von Carcinomata in situ im Erhebungsjahr 2011, auf das sich der Bericht bezieht, bei knapp 20 Prozent, vor dem Screening waren es nur 7 Prozent.

Ferner lag der Anteil invasiver Karzinome ohne Lymphkontenbefall bei 79 Prozent, vor Beginn des Screenings waren es noch 57 Prozent.

Von den Karzinomen, die im Jahr 2011 entdeckt wurden, zeigten immerhin 36 Prozent eine Größe von 10 mm oder weniger, vor dem Screening war der Anteil mit 14 Prozent nicht einmal halb so hoch.

Immerhin 82 Prozent der Tumoren hatten eine Größe unter 20 mm, vor dem Screening lag dieser Anteil bei nur 50 Prozent.

"Der Anteil kleiner und lymphknotenfreier Karzinome ist hoch, sodass davon auszugehen ist, dass sich die Anzahl fortgeschrittener Tumoren reduzieren wird", heißt es in dem Bericht.

Insgesamt lag 2011 der Anteil von Karzinomen mit ungünstiger Prognose (UICC II+) bei 23 Prozent, in den Jahren 2000 bis 2005 war der Anteil mit 55 Prozent noch mehr als doppelt so hoch.

2,7 Millionen Frauen untersucht

Für das Screening wurden im Jahr 2011 knapp 4,9 Millionen Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren eingeladen, etwa 3 Prozent hatten von sich aus einen Arzt aufgesucht.

56 Prozent der Frauen aus der Zielgruppe (2,7 Millionen) nahmen an dem Screening teil. Knapp 131.000 der Teilnehmerinnen (4,8 Prozent) wurden zur Abklärung erneut einbestellt, bei etwa 34.000 veranlassten die Ärzte aufgrund eines Tumorverdachts eine Biopsie, bei jeder zweiten dieser Frauen fanden sie tatsächlich einen Tumor (16.989 Diagnosen).

Daraus ergeben sich 6,25 Krebsdiagnosen auf 1000 Untersuchungen.

Knapp 30 Prozent der Mammografien waren Erstuntersuchungen, diese fanden überwiegend bei den jüngeren Frauen statt (50 bis 54 Jahre).

Bei Erstuntersuchungen wurden 7,6 Tumoren auf 1000 Untersuchungen erkannt. Von den etwa 1,9 Millionen Frauen mit einer Folgeuntersuchung war die Rate hingegen mit 5,6 Mammakarzinomen auf 1000 Mammografien deutlich niedriger.

Wie zu erwarten, war der Anteil kleiner Karzinome und solcher ohne Lymphknotenbefall bei den Erstuntersuchungen etwas geringer.

Inzidenz wieder rückläufig

Interessant sind die Auswirkungen des Screenings auf die Brustkrebsinzidenz: So stieg die Zahl der Neuerkrankungen mit der sukzessiven Einführung des Screenings in den Jahren 2005 bis 2009 deutlich an - von etwa 300 auf 420 pro 100.000 Frauen in den alten Bundesländern und von 220 auf etwa 360 pro 100.000 Einwohnerinnen in den neuen Ländern.

Dieser Effekt war erwartet worden, da durch das Screening viele Tumoren entdeckt werden, die ohne Screening entweder gar nicht oder erst in einem späteren Stadium auffallen.

Dass eher Letzteres der Fall ist, also viele Tumordiagnosen lediglich vorgezogen wurden, darauf deutet die in den vergangenen Jahren wieder sinkende Inzidenz: Sie liegt jetzt nur noch knapp über den Werten vor Beginn des Programms.

Wenn nun, wie beabsichtigt, Mammakarzinome wesentlich früher, und damit in einem besser therapierbaren Stadium erkannt werden als vor dem Screening, dann müsste mit einer gewissen Verzögerung auch die Brustkrebsmortalität zurückgehen.

Bislang ist dieser Einfluss aber noch nicht erkennbar: Die Sterberate sinkt seit dem Jahr 2000 kontinuierlich und ist seit Beginn des Screenings eher konstant geblieben.

Die Kooperation Mammografie rechnet frühestens für das Jahr 2018 mit einem Einfluss des Screenings auf die Brustkrebssterberate.

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