Brustkrebspatientinnen

GnRH-Agonist mildert die Folgen einer Chemotherapie

Brustkrebspatientinnen, die während der Chemotherapie den GnRH-Agonisten Goserelin erhalten, entwickeln seltener eine Ovarialinsuffizienz und haben bessere Chancen auf eine spätere Schwangerschaft.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:

CLEVELAND. Bei jungen Frauen kann eine Chemotherapie den vorzeitigen Eintritt der Menopause mit ausgeprägten Beschwerden, Osteoporose und Infertilität zur Folge haben.

Vorbeugend kommt neuen Studienergebnissen zufolge die begleitende Behandlung mit einem GnRH-Agonisten infrage: In POEMS (Prevention of Early Menopause Study) wurde die Rate der Frauen mit dauerhafter Menopause damit auf 8 Prozent gesenkt (NEJM 2015; 15; 372: 923-32).

An der Studie beteiligten sich 218 Patientinnen im medianen Alter von 38 Jahren, bei denen ein operables Östrogenrezeptor-negatives Mammakarzinom maximal im Stadium IIIa diagnostiziert worden war.

Sie erhielten randomisiert entweder nur die geplante adjuvante oder neoadjuvante Chemotherapie, zu 91 Prozent ein Anthrazyklin-basiertes Regime, oder parallel dazu alle vier Wochen den GnRH-Agonisten.

Eine Ovarialinsuffizienz, definiert als Ausbleiben der Menses seit mindestens sechs Monaten und ein FSH-Spiegel im postmenopausalen Bereich, bestand zwei Jahre später bei 22 Prozent der Frauen mit alleiniger Chemotherapie, aber nur bei 8 Prozent der mit Goserelin behandelten.

Der Unterschied war signifikant. Allerdings lagen vollständige Daten zu diesem Endpunkt nur von 135 Frauen vor, 61 Prozent aus der Gruppe ohne und 63 Prozent aus der Gruppe mit Goserelin. Nach Auskunft der Studienautoren um Halle C. F. Moore von der Cleveland Clinic war dies jedoch ohne Einfluss auf das Ergebnis.

Goserelin-Patientinnen mit besserer Prognose

Auch bei den Schwangerschaften ergab sich ein signifikanter Vorteil durch den GnRH-Agonisten: In der vierjährigen Beobachtungszeit wurden 11 Prozent der Frauen ohne und 21 Prozent mit Goserelin schwanger. In beiden Gruppen hatten es ähnlich viele Frauen versucht (16 Prozent und 24 Prozent).

Überraschenderweise hatten die Goserelin-Patientinnen auch eine bessere Prognose. Die Kaplan-Meier-Schätzung für das Vier-Jahres-Überleben ohne Rezidiv lag bei 89 Prozent gegenüber 78 Prozent in der Vergleichsgruppe.

Das Vier-Jahres-Gesamtüberleben betrug 92 Prozent vs. 82 Prozent ohne GnRH-Agonist. Die Studienautoren sehen darin einen Beleg für die Sicherheit der Behandlung mit dem GnRH-Agonisten.

Toxische Wirkungen der Chemotherapie von Grad III oder mehr waren in der Goserelingruppe nicht häufiger als mit der Standardtherapie (7 Prozent vs. 5 Prozent).

"Die Studie bestätigt und erweitert die Ergebnisse vorausgegangener randomisierter Studien, wonach die Gabe eines GnRH-Agonisten während der Chemotherapie die Funktion der Ovarien erhält", schreiben Moore und Kollegen.

Da die längerfristige Anwendung von GnRH-Agonisten die Östrogenproduktion zum Erliegen bringt, wird angenommen, dass die Ovarien in einen "Ruhezustand" versetzt werden, in dem sie weniger anfällig sind für die schädigende Wirkung der Chemotherapie.

Wie die US-Ärzte betonen, können die Studienergebnisse allerdings nicht ungeprüft auf Patientinnen mit ER-positivem Brustkrebs übertragen werden.

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