Bei dichtem Brustgewebe

Ultraschall hilft Mammografie auf die Sprünge

Bei Frauen mit dichtem Brustgewebe kann Ultraschall zusätzlich zur Mammografie Tumoren besser erkennen als eine alleinige Mammografie. Allerdings gibt es einen Nachteil.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Offenbar gelingt es durch Hinzunahme der Sonografie, die Tumoren in einem früheren Stadium aufzuspüren.

Offenbar gelingt es durch Hinzunahme der Sonografie, die Tumoren in einem früheren Stadium aufzuspüren.

© Klaus Rose

SENDAI. Bei Frauen mit sehr dichtem Brustgewebe liefert die Mammografie bekanntlich nicht immer die besten Resultate, hier wird häufig eine zusätzliche Sonografie empfohlen.

So sollte nach der aktuellen S3-Brustkrebsleitlinie bei einer "hohen mammografischen Dichte (ACR III und IV) die begrenzte Sensitivität der Mammografie durch eine sie ergänzende Sonographie angehoben werden".

Welchen Nutzen die zusätzliche Sonografie bei solchen Frauen tatsächlich hat, ist bislang aber wenig untersucht. Glaubt man Daten einer aktuellen randomisiert-kontrollierten Screeningstudie aus Japan, dann lässt sich die Detektionsrate von Brusttumoren damit jedoch deutlich verbessern.

Für die Studie "Japan Strategic Anti-cancer Randomisation Trial" (J-START) konnten Onkologen um Professor Noriaki Ohuchi von der Tohoku Universität in Sendai 73.000 Frauen gewinnen.

Diese teilten sie in zwei ähnlich große Gruppen: Die einen wurden nur per Mammografie gescreent, die anderen per Mammografie plus Ultraschall. Bei allen konnten die Ärzte zudem eine klinische Brustuntersuchung vornehmen (Lancet 2015, online 4. November).

67 zusätzliche Tumoren erkannt

Geeignet waren alle Frauen aus der Bevölkerung im Alter zwischen 40 und 49 Jahren. In diesem Lebensalter ist die Brustkrebsinzidenz bei asiatischen Frauen am höchsten, auch ist bei ihnen die Brustgewebedichte generell höher, als bei westlichen Frauen - die Mammografie hat daher eine geringere Sensitivität als in der westlichen Population.

Die Frauen (Durchschnittsalter 44 Jahre) wurden zweimal in zwei Jahren gescreent, rund 57 Prozent zeigten eine hohe Gewebedichte nach ACR III und IV. Die Forscher präsentieren nun die Ergebnisse der ersten Screeningrunde. In der Interventionsgruppe mit zusätzlicher Sonografie (36.900 Frauen) spürten die Onkologen 184 Brusttumoren auf, 18 übersahen sie.

Diese wurden zwischen der ersten und zweiten Screeningrunde auffällig (Intervallkarzinome). Daraus berechneten die Forscher eine Sensitivität von 91 Prozent. In früheren Screeningstudien mit alleiniger Mammografie lag die Sensitivität lediglich im Bereich von 70 Prozent. Insgesamt konnten 67 zusätzliche Tumoren durch die Sonografie entdeckt werden.

Häufiger falscher Alarm

In der Kontrollgruppe (36.200 Frauen) wurden beim Screening mit alleiniger Mammografie 117 Tumoren festgestellt und 35 übersehen. Daraus ließ sich eine Sensitivität von 77 Prozent ermitteln: Sie lag hier also im Bereich des Erwarteten.

Mit der Spezifität sah es beim Kombi-Screening nicht so gut aus: Bei 4400 Frauen wurde ein falsch-positiver Befund festgestellt - diese Frauen mussten also noch unnötige Nachuntersuchungen über sich ergehen lassen; in der Gruppe mit alleiniger Mammografie betraf dies nur rund 3000 Frauen.

Die Spezifität war hier mit 91,4 versus 87,7 Prozent etwas besser, auch gab es fast dreimal weniger Biopsien als in der Kombinationsgruppe (1,8 versus 4,5 Prozent). Wichtig ist aber noch ein anderes Ergebnis: 71 Prozent der Tumoren in der Gruppe mit beiden Diagnoseverfahren waren im Stadium 0 und I, aber nur etwas mehr als die Hälfte in der Kontrollgruppe (52 Prozent).

Offenbar gelingt es durch Hinzunahme der Sonografie, die Tumoren in einem früheren Stadium aufzuspüren. Die meisten (78 Prozent) der nur im Ultraschall gesichteten Geschwülste waren invasiv und lymphknotennegativ.

Sonografie ist zeitaufwändig

Die Sonografie könnte daher eine einfache und kostengünstige Methode sein, das Brustkrebs-Screening zu verbessern, schreiben die Studienautoren um Ohuchi.

Die erhöhte Rate an Nachuntersuchungen und damit die geringere Spezifität beim kombinierten Screening lasten sie zum Teil der getrennten Auswertung von Mammografie- und Ultraschallergebnissen an. Wenn die auswertenden Ärzte beides vor sich hätten, sei ein Fehlalarm weniger wahrscheinlich.

In einem Editorial zur Studie geben Dr. Martin Yaffe und Dr. Roberta Jong von der Universität in Toronto zu bedenken, dass die Sonografie deutlich zeitaufwändiger ist als die Mammografie. Auch müsse die erhöhte Rate falsch-positiver Ergebnisse beachtet werden und es fehlten noch Daten zu den Auswirkungen auf die Brustkrebssterberate.

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