Frauen

Rauchen macht Brustkrebs aggressiver

Frauen, die zum Zeitpunkt der Diagnose eines Mammakarzinoms oder sogar danach noch Raucherinnen sind, haben ein erhöhtes Risiko, an den Folgen ihrer Krebserkrankung zu sterben.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Wird nach Diagnose eines Mamma-Ca weiter geraucht, wirkt sich das negativ auf die Prognose aus.

Wird nach Diagnose eines Mamma-Ca weiter geraucht, wirkt sich das negativ auf die Prognose aus.

© Walter Luger / fotolia.com

SAN FRANCISCO. Eine Studie aus den USA zeigt erneut, wie wichtig es ist, dass Brustkrebspatientinnen mit dem Rauchen aufhören. Nach einer Auswertung der Collaborative Breast Cancer and Women's Longevity Study (CBCS) haben rauchende Frauen auch im Hinblick auf ihre Krebserkrankung eine deutlich schlechtere Prognose als Nichtraucherinnen (J Clin Oncol 2016; online 25. Januar).

Bei den 20.691 CBCS-Teilnehmerinnen war zwischen 1988 und 2008 im Alter von 20 bis 79 Jahren ein lokalisiertes oder regionales invasives Mammakarzinom entdeckt worden.

 Die Hälfte der Frauen hatte irgendwann einmal geraucht, 20 Prozent waren auch im Jahr vor der Diagnose noch aktive Raucherinnen. Im Beobachtungszeitraum von median zwölf Jahren ereigneten sich 6778 Todesfälle, darunter 2894 brustkrebsbedingte.

Vorteil für Exraucherinnen

Frauen, die bis zur Diagnose geraucht hatten, hatten ein um 25 Prozent und damit signifikant höheres Risiko, an dem Brustkrebs zu sterben, als Nieraucherinnnen. Das höchste relative Risiko bestand bei Frauen, deren Rauchbilanz mindestens 30 Jahre oder 30 Packungsjahre aufwies.

Die Gesamtgruppe der Exraucherinnen (Rauchstopp mehr als ein Jahr vor der Diagnose) hatte dagegen keine erhöhte Brustkrebssterblichkeit. Nur wenn die ehemaligen Raucherinnen weniger als fünf Jahre vor der Diagnose aufgehört hatten, lag die brustkrebsbedingte Sterberate noch über der von tabakabstinenten Frauen (+20 Prozent).

Noch- und Exraucherinnen starben erwartungsgemäß auch häufiger an Erkrankungen der Atemwege und des Herzkreislaufsystems; insgesamt lag ihre Mortalität während des Follow-up um 11 beziehungsweise 67 Prozent höher als die von Nieraucherinnen.

4562 Patientinnen aus der CBCS-Kohorte wurden sechs Jahre nach der Diagnose erneut kontaktiert; von ihnen hatten 434 (10 Prozent) das Rauchen nicht aufgegeben. Ihr Risiko, im medianen Follow-up von elf Jahren an Brustkrebs zu sterben, lag um 72 Prozent über dem von Frauen, die nie geraucht hatten.

Im Gegensatz dazu hatten Frauen, die mit der Krebsdiagnose das Rauchen eingestellt hatten, eine nur noch zahlenmäßig (+15 Prozent), aber nicht mehr signifikant höhere Brustkrebsmortalität als Nieraucherinnen. Verglichen mit Frauen, die nach der Diagnose weiterrauchten, war ihr Risiko für Brustkrebstod oder Tod im Studienzeitraum geringer (-33 beziehungsweise -9 Prozent), allerdings waren auch diese Unterschiede nicht signifikant.

Bei allen Berechnungen war der Einfluss von etablierten Risikofaktoren abgeglichen worden. Angaben zu Hormonrezeptorstatus und Therapie fehlten allerdings, sodass keine Schlüsse über Wechselwirkungen möglich waren.

Ältere Studiendaten bestätigt

Die Ergebnisse zur höheren Brustkrebssterblichkeit von Frauen, die vor der Diagnose geraucht haben, stehen laut den Studienautoren um Michael N. Passarelli, University of California, San Francisco, im Einklang mit Resultaten aus anderen Untersuchungen, die für diese Patientinnen ein 30 bzw. 60 Prozent höheres Risiko identifiziert haben.

Neu sind dagegen die Daten zu Frauen, die nach der Diagnose Brustkrebs weiterrauchen. "Für diese Patientinnen sollten die Ergebnisse eine zusätzliche Motivation liefern, das Rauchen aufzugeben", so Passarelli und Kollegen.

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