Ballaststoffe

Müsli essen gegen Brustkrebs

Schon in jungen Jahren sollten Frauen auf eine ballaststoffreiche Ernährung setzen. Das lassen aktuelle Daten aus der laufenden US-amerikanischen Nurses‘ Health Study II (NHS II) vermuten.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Senkt die verbesserte Insulinsensitivität bei ballaststoffreicher Ernährung das Risiko für Brustkrebs?

Senkt die verbesserte Insulinsensitivität bei ballaststoffreicher Ernährung das Risiko für Brustkrebs?

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BOSTON. Bisherige Studien erbrachten keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Ballaststoffen und dem Brustkrebsrisiko. Auch anhand früherer Dokumentationen der NHS II ließ sich eine Assoziation nicht erkennen.

Jetzt haben US-Wissenschaftler aktuelle Daten der Studie ausgewertet, mit einem inzwischen deutlich längeren Zeitraum und mehr Patientendaten (Pediatrics 2016; 137(3): e20151226). Von fast 44.300 Teilnehmerinnen standen für die Untersuchung Informationen über die Aufnahme von Ballaststoffen als Heranwachsende und junge Erwachsene zur Verfügung.

Die Daten zu den Ernährungsgewohnheiten, die noch vor der Brustkrebsdiagnose erhoben worden waren, basierten auf einem umfangreichen gut validierten Fragebogen, der sich zunächst auf jenen Zeitraum bezog, in dem die Teilnehmerinnen die High School besuchten. Angaben zu den Ernährungsgewohnheiten wurden alle vier Jahre aktualisiert.

Alle zwei Jahre wurden Diagnosen zum invasiven Brustkrebs abgefragt und durch Pathologiebefunde bestätigt.

Brustkrebsrisiko um 13 Prozent verringert

Wie die Forscher um die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Maryam S. Farvid von der Harvard Medical School in Boston berichten, hatten Frauen pro Aufnahme von täglich 10 g Ballaststoffen als junge Erwachsene ein um 13 Prozent verringertes Brustkrebsrisiko.

Die Risikoreduktion lag sogar bei 14 Prozent, wenn die Frauen die Ballaststoffe in dieser Menge regelmäßig bereits als Heranwachsende verzehrt hatten. Dabei bestand eine signifikante inverse Assoziation bei der Zufuhr von Ballaststoffen vor allem durch Verzehr von Früchten und Gemüse.

Die statistischen Berechnungen ergaben für Frauen, die als junge Erwachsene viel Ballaststoff-haltige Nahrungsmittel (median 24,9 g) zu sich nahmen, im Vergleich zur Gruppe der Frauen in dem niedrigsten Quintil mit der geringsten Ballaststoffmenge (median 12,4 g) eine Reduktion des Brustkrebsrisikos um 19 Prozent (Relatives Risiko [RR]: 0,81; 95%-Konfidenzintervall zwischen 0,72 und 0,91, p-Trend: 0,002).

Ähnlich hoch war die Risikominderung, wenn die Frauen bereits als Heranwachsende auf Ballaststoffe setzten (RR: 0,84; 95%-Konfidenzintervall zwischen 0,70 und 1,01; p-Trend: 0,02).

Wurden Durchschnittswerte der Ballaststoffaufnahme in beiden Lebensphasen zusammengefasst, errechneten die Wissenschaftler einen noch günstigeren Effekt in dem höchsten gegenüber dem niedrigsten Quintil (RR: 0,75; 95%-Konfidenzintervall zwischen 0,62 und 0,91; p-Trend: 0,004).

Verbesserte Insulinsensitivität, Östrogen-Plasmaspiegel gesenkt

Als mögliche Erklärung für die Wirksamkeit der Prävention durch Ballaststoffe nennen Farvid und ihre Kollegen die verbesserte Insulinsensitivität sowie die verringerte Menge an IGF (Insulin-like Growth Factor).

Außerdem könnten Ballaststoffe die Plasmaspiegel an Östrogen senken, indem die Beta-D-GlukuronidaseAktivität gedrosselt und in der Folge vermehrt Östrogen über die Faeces ausgeschieden wird, wie die Wissenschaftler vermuten.

In ihrem Kommentar zur Studie merken Dr. Kathleen K. Harnden vom Duke University Medical Center in Durham und ihre Kollegin an, dass die Frauen zu ihren Ernährungsgewohnheiten in jungen Jahren erst dann befragt wurden, als sie schon in den 30ern oder 40ern waren (Pediatrics. 2016; 137 (3): e20154376).

Sie bezweifeln, dass sich die Studienteilnehmerinnen nach so langer Zeit genau an ihre Ernährungsgewohnheiten erinnern konnten. Diesen Kritikpunkt greifen die Studienautoren ebenfalls auf, versuchen jedoch, ihn durch den Hinweis auf eine bereits vor zehn Jahren veröffentlichte Studie zu entkräften.

Diese habe belegte, dass die Teilnehmerinnen sich viele Jahre später noch an die Ernährungsgewohnheiten in ihrer Jugend erinnern konnten (Epidemiology 2006; 17 (2): 226-229).

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