Das Krebsregister zeigt's

Mit Screening weniger fortgeschrittener Brustkrebs

Mit dem Mammografie-Screening verringern sich die Inzidenzraten für fortgeschrittene Brustkrebsstadien, so Registerdaten. Auftrieb für die Screening-Befürworter?

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Anscheinend ein ewiges Streitthema: Das Mammografie-Screening. Eine Registerdatenauswertung spricht eher für den Nutzen.

Anscheinend ein ewiges Streitthema: Das Mammografie-Screening. Eine Registerdatenauswertung spricht eher für den Nutzen.

© detailblick / Fotolia

MÜNSTER. Wie haben sich die Inzidenzraten für verschiedene Brustkrebsstadien in den vergangenen Jahren verändert? Deutsche Forscher haben hierzu Daten von Frauen des Regierungsbezirks Münster aus den Jahren 2000 bis 2013 analysiert.

Dabei wurden auch mögliche Einflüsse des 2005 eingeführten Mammografie-Screenings für Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren untersucht; das Screening war ab 2009 im Münsterland flächendeckend angeboten worden.

Die Studie wurde von Wissenschaftlern um Alexandra Simbrich von der Universität Münster und dem Epidemiologischen Krebsregister Nordrhein-Westfalen vorgenommen (Cancer Epidemiol 2016; 44: 44).

In der Zielgruppe für das Screening gab es im beobachteten Zeitraum 13.874 Diagnosen von invasivem Brustkrebs. Um eventuell verzögerte Effekte zu erfassen, wurden auch Daten von Frauen in den angrenzenden Altersgruppen von 45 bis 49 und von 70 bis 79 Jahren in die Analyse einbezogen.

Screening erhöht frühe Tumorerkennung

Wie zu erwarten, stiegen die altersstandardisierten Inzidenzraten mit Einführung des Screenings deutlich an. Besonders frühe Tumorstadien (UICC I) wurden vermehrt entdeckt, mit einem Spitzenwert von knapp 200/100.000 Frauen im Jahr 2008. Bis zum Ende der Studienphase 2013 blieben die Raten durchgehend auf einem höheren Niveau als vor Einführung des Screenings.

Auch bei fortgeschrittenen Tumorstadien (UICC II oder höher) kam es mit Einsetzen des Screenings zunächst zu einem Anstieg, nämlich von rund 150/100.000 Frauen im Jahr 2004 auf ebenfalls rund 200/100.000 Frauen in den Jahren 2007/2008.

Ab 2009 war allerdings ein Abfall festzustellen. 2013 war das Niveau von 2004 wieder erreicht, ein Wert, der niedriger lag als die für die Jahre 2000 bis 2003 verzeichneten Inzidenzquoten.

Der Abfall der Raten für höhere Tumorstadien machte sich in der Altersgruppe der 55- bis 69-Jährigen bemerkbar. Den zu erwartenden Vorlaufeffekt nach Einführung des Screenings einkalkuliert, werten die Forscher um Simbrich dies als Zeichen dafür, dass das Screening funktioniert: Die Entdeckung von Frühtumoren in jüngerem Alter lässt in späteren Jahren die Inzidenzrate fortgeschrittener Karzinome sinken.

Kein Kausalzusammenhang?

Die Forscher räumen ein, dass es sich bei ihrer Untersuchung um eine epidemiologische Beobachtungsstudie mit niedrigem Evidenzniveau handelt. Ein Kausalzusammenhang lässt sich damit streng genommen nicht beweisen.

Allerdings spricht die zeitliche Entwicklung der Inzidenzraten für einen Einfluss des Screenings, zumal es schwerfallen dürfte, eine andere plausible Erklärung für den Kurvenverlauf zu finden.

Folgt man den Ergebnissen der Münsteraner Studie, wären von den Zielen des Mammografie-Screenings – mehr Tumordiagnosen im Frühstadium, Senkung der Inzidenz von Spätstadien, Reduktion der Brustkrebsmortalität – die ersten beiden erreicht.

Informationen zum dritten Ziel oder auch zum Problem möglicher Überdiagnosen liefern die Resultate nicht. Damit dürfte die Diskussion um Nutzen und Schaden des Mammografie-Screenings noch eine Weile anhalten.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kommentar zum Mammografie-Screening: Es bleiben offene Fragen

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