Magazin "Mamma Mia"

Engagiert für Frauen mit Brustkrebs

Das Brustkrebs-Magazin "Mamma Mia" ist zehn Jahre alt geworden. Es richtet den Fokus auch auf betroffene Frauen, die in der öffentlichen Diskussion oft übersehen werden.

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Kontrolluntersuchung nach einer Brustkrebs-Diagnose.

Kontrolluntersuchung nach einer Brustkrebs-Diagnose.

© zilli / iStock

Ein Magazin für Frauen mit Brustkrebs – kann das auf dem hart umkämpften Zeitschriftenmarkt eine Chance haben? Anne-Claire Brühl und Eva Schumacher-Wulf entwickelten vor einigen Jahren gemeinsam ein Konzept: Brustkrebspatientinnen und -patienten sollten in verständlicher Sprache über ihre Krankheit informiert und Wege zur Bewältigung aufgezeigt werden.

"Mamma Mia" hat im Oktober 2016 zehnjähriges Bestehen gefeiert – ein Magazin, das für Patientinnen und Patienten von großer Bedeutung ist und auch in der Fachwelt Wertschätzung genießt.

Wieder Boden unter den Füßen

Es geht im Magazin um Frauen, bei denen Brustkrebs erstmals diagnostiziert wurde. Ein besonderes Augenmerk wird bei der Berichterstattung aber auch auf Patientinnen gelegt, die in der öffentlichen Wahrnehmung allzu oft im Abseits stehen: "Frauen mit metastasierten Brustkrebs haben schon viel hinter sich", sagt Eva Schumacher-Wulf.

Nach der ersten Brustkrebs-Diagnose sei es ohnehin schwer genug, sich auf die neue Lebenssituation einzustellen und wieder Boden unter den Füßen zu finden. "Wenn das gelungen ist – und dieser Prozess erfordert viel Kraft– dann kommt plötzlich der Rückschlag, weil festgestellt wurde, dass der Krebs zurückgekommen ist", erläutert die Chefredakteurin.

Soziale Netze knüpfen ist schwierig

Wieder beginnt eine harte Zeit – mit Diagnosen, Therapien und vielen Arztterminen, mit Hoffen, Bangen und oft niederschmetternden Untersuchungsergebnissen. Die Verunsicherung überträgt sich auf Partner, Kinder und Verwandte. Und für Alleinerziehende oder Frauen, die dieses soziale Umfeld gar nicht haben, wird die Situation noch komplizierter.

Was erwarten diese Frauen? "Wir stellen immer wieder fest, dass der größte Wunsch der Austausch mit Betroffenen ist, die sich exakt in der gleichen Lebenssituation befinden", sagt Eva Schumacher-Wulf. Hier soziale Netze zu knüpfen, sei allerdings extrem schwierig.

Selbsthilfegruppen gibt es in fast jeder Stadt. Allzu oft, auch das eine Erfahrung der Chefredakteurin von "Mamma Mia" , wird der Kontakt mit Frauen, bei denen bereits Metastasen festgestellt wurden, bewusst vermieden. Zu groß ist die Angst der Frauen im frühen Brustkrebs-Stadium, sich mit Lebenssituationen zu beschäftigen, die sie vielleicht in Zukunft selbst bewältigen müssen.

Die Ohnmacht gemeinsam aushalten

Eva Schumacher-Wulf hat die Erfahrung gemacht, dass betroffene Frauen auch selbst gefährdet sind Vorurteile aufzubauen. "Die Menschen draußen verstehen mich sowieso nicht, die wissen nichts über meine Probleme, sie laufen doch ohnehin nur verunsichert vorbei und flüchten vor mir. So zum Beispiel nehmen manche Patientinnen ihren Alltag wahr."

Wer erlebt, dass Freunde von einst die Straßenseite wechseln, um eine Begegnung zu vermeiden, der wird irgendwann nicht mehr offen sein, um Signale von Menschen aufzunehmen, die sich stellen, die den Kontakt zu den kranken Frauen suchen und ihnen nicht aus dem Weg gehen wollen. Hier entstehe ein fataler Kreislauf, und es bedürfe großer Anstrengungen, ihn aufzubrechen, sagt die Chefredakteurin.

Es geht den betroffenen Frauen darum, die eigene Würde behalten zu dürfen, mit all ihren negativen und positiven Gefühlen ernst genommen zu werden: "Die Ohnmacht gemeinsam aushalten und nicht wegreden, das erfordert Kraft und Mut zugleich. Wer sich solidarisch darauf einlässt, der wird am Ende belohnt", so Eva Schumacher-Wulf. (fuh)

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