Prostatakrebs - Systemtherapie bald frühzeitiger als bisher?

WIESBADEN (ner). Erstmals wurde vor kurzem bei hormonrefraktärem und fortgeschrittenem Prostatakrebs eine Lebensverlängerung durch Docetaxel (Taxotere®)-haltige Chemotherapien bewiesen (wir berichteten). Nun suchen Urologen nach innovativen Ansätzen, um bereits in frühen Krankheitsstadien erfolgreich eingreifen zu können.

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Bester Ansatzpunkt dazu sei das lokal fortgeschrittene Prostata-Ca, also noch ohne Filiae, sagte Professor Roger Paul von der TU München beim Urologenkongreß in Wiesbaden. Im Unterschied zum lokal begrenzten Karzinom seien die Heilungs-Chancen hier heute noch niedrig. Nur zehn Prozent der Betroffenen überlebten fünf Jahre progressionsfrei, so Paul bei einem von dem Unternehmen Aventis unterstützten Satellitensymposium.

Bei lokal begrenztem und lokal fortgeschrittenem Prostata-Ca wird bisher primär mit lokalen Methoden (Op, Radiatio) behandelt. Erst bei Metastasen und Rezidiv erfolgt die antiandrogene Therapie sowie später die Chemotherapie. Jetzt sei es an der Zeit, systemische Therapien zeitlich vorzuverlagern, so Paul.

Allerdings bringt eine Hormontherapie vor (neoadjuvant) als auch nach der Op (adjuvant) bislang keinen Überlebensvorteil. Dagegen sehen die Daten für eine Bestrahlung neoadjuvant und adjuvant signifikant günstiger aus. Auch die Monotherapie mit Docetaxel vor der radikalen Prostatektomie hat in einer Pilotstudie bei 15 Hochrisikopatienten zu einer deutlichen Regression des Tumors um 40 Prozent und einem PSA-Abfall um im Schnitt mehr als die Hälfte geführt.

Bisphosphonate, die beim Mamma-Ca Knochenmetastasen verhindern können, werden derzeit in zwei großen Studien der Arbeitsgemeinschaft für Urologische Onkologie (AUO) erprobt. Paul rief seine Kollegen dazu auf, Risikopatienten ohne Metastasen in diese Studien einzubringen.

Zu den Risikopatienten zählen solche mit einem Gleason-Score von acht bis zehn Punkten und Patienten mit einem PSA über 20 ng/ml. Bei dem Score werden die Wachstumsmuster des Karzinoms bewertet: Die Werte können zwischen 2 bei leichter Anaplasie und 10 bei starker Anaplasie liegen. Überprüft wird derzeit auch die adjuvante Therapie mit Hormontherapie plus Docetaxel plus Bisphosphonat.

Mittel- und langfristig werden molekulare, immunologische und genetische Therapieoptionen hinzukommen, kündigte Paul an. So würden mehrere Wachstumshormon-Rezeptoren im Prostata-Ca übermäßig oder zuwenig synthetisiert. Dies sind neue medikamentöse Angriffsziele, für die zum Teil bereits Mittel auf dem Markt sind.

Dazu gehören etwa Gefitinib und Imatinib. Hinzu kommen Thalidomid als Angiogenesehemmer sowie Endothelin-Antagonisten. Intratumorale Injektionen des Apoptose-Gens p53 haben experimentell bei einigen Patienten zu Tumorregressionen geführt. Zudem versucht man, mit Immunvakzinen gegen die Tumorzellen vorzugehen.

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