Neue Hinweise auf Nutzen des PSA-Screenings

ISTANBUL (ner). In der Diskussion über den Stellenwert des PSA-Screenings stützen Studien, die beim Europäischen Urologen-Kongreß in Istanbul vorgestellt worden sind, die Argumente der Befürworter solcher Tests. So deuten jetzt auch neue Daten finnischer und österreichischer Ärzte darauf hin, daß ein PSA-Screening Prostatakrebs schon in sehr frühen Stadien aufspürt und so die Heilungschancen erhöht.

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In Finnland seien bei einer europäischen Screening-Studie 80  000 Männer zwischen 55 und 67 Jahren auf erhöhte PSA-Werte getestet worden, so Dr. Teuvo L. Tammela von der Uniklinik in Tampere. Ab einem PSA von 3,0 ng/ml sowie einem freien PSA von weniger als 16 Prozent wurden Prostata-Biopsien gemacht. Das war bei 14 Prozent der Studienteilnehmer der Fall. Bei knapp drei Prozent der Patienten mit Biopsien wurde ein Prostata-Ca diagnostiziert, was früheren Detektionsraten entspricht.

Die meisten Karzinome entdeckten die finnischen Urologen im Frühstadium, nämlich 74 Prozent mit einem Gleason-Wert unter 6. Nur fünf Prozent der Karzinome mußten einem Gleason-Wert über 8 (fortgeschrittenes Karzinom) zugeordnet werden. Bei dem Score werden die Wachstumsmuster des Karzinoms bewertet: Die Werte können zwischen 2 bei leichter Anaplasie und 10 bei starker Anaplasie liegen. "Das bedeutet, daß das Screening die Wahrscheinlichkeit für eine kurative Behandlung bei Prostatakrebs erhöht", so die finnischen Urologen.

Österreichische Kollegen aus Tirol können das bestätigen. In Tirol ist das PSA-Screening seit 1993 kostenlos. Mindestens 85 Prozent aller Tiroler Männer zwischen 45 und 75 Jahren hätten sich in den vergangenen zehn Jahren am Screening beteiligt, berichteten Professor Georg Bartsch und seine Kollegen aus Innsbruck. Die Mortalitätsrate liege in Tirol seit 1999 um 20 Prozent niedriger als im übrigen Österreich. Allerdings kommen diese Daten nicht aus einer randomisierten Studie.

Als kritische Grenze für weitere Studien werten die Urologen bei Männern im Alter zwischen 40 und 49 Jahren PSA-Werte von 1,25 ng/ml, zwischen 50 und 59 Jahren von 1,75 ng/ml; zwischen 60 und 69 Jahren liegt die Grenze bei 2,25 ng/ml und bis 79 Jahre bei 3,25 ng/ml.

Problem beim PSA-Screening ist, daß PSA kein tumorspezifischer Marker ist. Um besser zwischen benigner Prostatahyperplasie und Prostata-Ca unterscheiden zu können, haben Urologen aus Mannheim und Heidelberg einen zusätzlichen Marker vorgeschlagen: IGF-2 (Insulin-like Growth Factor-2), das bei Krebskranken übermäßig synthetisiert wird.

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