Prostatakrebs: Jährlicher PSA-Test senkt Sterberate nicht

Jährlich oder sporadisch: Egal, wie oft man einen PSA-Test macht - es spielt offenbar keine Rolle. Eine Langzeitstudie zeigt jetzt: Nach 13 Jahren sterben nahezu gleich viele Menschen an Prostatakrebs.

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Proben für die Bestimmung des prostataspezifischen Antigens.

Proben für die Bestimmung des prostataspezifischen Antigens.

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BETHESDA (ple). Nachdem die Daten der Multicenter-Studie PLCO (Prostate, Lung, Colorectal and Ovarian Cancer Screening) und deren Interpretation 2009 der Öffentlichkeit vorgestellt worden waren, hagelte es Kritik: der Nachfolgezeitraum von damals zehn Jahren sei zu kurz, um behaupten zu können, dass ein jährliches PSA-Screening im Vergleich zu sporadischen Bestimmungen des PSA-Wertes die Sterberaten nicht senkt (NEJM 2009; 360: 1310-1319, NEJM 2009; 361: 202). In die noch laufende Studie wurden zu Beginn mehr als 76.600 Männer im Alter zwischen 55 und 74 Jahren aufgenommen.

Nun haben Wissenschaftler um den Urologen Professor Gerald L. Andriole aus St. Louis und den Onkologen Dr. Philip C. Prokop vom US-Nationalen Krebsinstitut in Bethesda neue Daten präsentiert, die einen Beobachtungszeitraum von inzwischen 13 Jahren abdecken (J Natl Inst Canc 2011; online 6. Januar).

Und siehe da: auch heute lässt sich beim Vergleich der Sterberaten zwischen Studienteilnehmern mit jährlicher PSA-Bestimmung und Teilnehmern mit nur sporadischen PSA-Messungen kein statistisch signifikanter Unterschied feststellen. An den Folgen eines Prostata-Ca starben in der Screening-Gruppe 153 Männer, in der Vergleichsgruppe 145 Männer.

In der Gruppe der Männer mit PSA-Screening lag allerdings die Prostata-Ca-Inzidenz mit 108,4 pro 10.000 Patientenjahren signifikant höher als in der Vergleichsgruppe mit einem Wert von 97,1.

Großer Unterschied bei den Todesursachen

Von den 4250 Männern der Screening-Gruppe, die innerhalb der 13 Jahre an einem Prostata-Ca erkrankt waren, starben 455 (11 Prozent) an den Folgen anderer Krankheiten, etwa anderer Tumoren oder ischämischer Herzerkrankungen.

In der Vergleichsgruppe erkrankten 3815 Männer an Prostatakrebs und knapp 10 Prozent (377 Männer) starben an den Folgen anderer Erkrankungen, etwa Lungenerkrankungen oder Infektionen.

Der große Unterschied der Daten bei den Todesursachen (Prostata-Ca/nicht Prostata-Ca) ist für die Forscher ein Hinweis auf eine Überdiagnose im Zusammenhang mit dem PSA-Screening.

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