Prostatektomie

Chancen oft nicht genutzt

Bei fitten Senioren ist die Prostatektomie die optimale kurative Therapie beim lokalen Hochrisiko-Prostatakarzinom.

Veröffentlicht:

DÜSSELDORF. Bei den über 75-Jährigen sterben immer noch etwa ein Drittel der Patienten mit Hochrisikotumor an ihrem Prostatakarzinom, nicht an anderen Erkrankungen. "Dennoch erhalten 60 Prozent der Patienten in diesem Alter keine Therapie mit kurativer Intention mehr", prangerte Professor Hendrik van Poppel aus Leuven beim Urologenkongresses in Düsseldorf an.

"Aber 45 Prozent erhalten eine Androgendeprivation (ADT)".

Eine solche Therapie als Monotherapie ist nicht kurativ, der Einsatz setzt eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung voraus. Bei älteren Patienten wiegen besonders erhöhtes Frakturrisiko, Diabetesrisiko oder andere Mortalitätsrisiken aufgrund von Komorbiditäten wie Herzinsuffizienz oder durchgemachten Herzinfarkt oder Schlaganfall schwer. "Vielleicht ist es besser nichts zu machen als eine Hormontherapie", sagte van Poppel bezogen auf diese Patientengruppe.

Die Therapieentscheidung muss auf zwei Säulen fußen: Die Abschätzung des krebsspezifischen Mortalitätsrisikos einerseits mit Gleason-Score und PSA als wichtigsten Prädiktoren und der Abschätzung des Mortalitätsrisikos aus anderen Gründen andererseits.

"Dabei kommt man beim älteren Mann mit lokal fortgeschrittenem oder Hochrisikokarzinom der Prostata nicht um ein geriatrisches Assessment herum", betonte van Poppel.

Das chronologische Alter sage wenig über die Lebenserwartung aus, entscheidender seien Komorbiditäten und die Gebrechlichkeit.Bei fitten älteren Männern spricht seiner Ansicht nach viel für die radikale Prostatektomie: ein gutes Gesamt- und krebsspezifisches Überleben, bei mindestens einem Fünftel der Patienten eine vollständige Tumorentfernung, das Vermeiden von frühen und sekundären Bestrahlungsfolgen und Zweittumoren, eine optimale lokale Tumorkontrolle ohne Spätkomplikationen, die Möglichkeit adjuvanter Therapien und der mögliche Verzicht oder die Verzögerung einer ADT mit ihren Nebenwirkungen.

Für van Poppel steht fest: Bei fitten Senioren ist die Prostatektomie die optimale kurative Therapie beim lokalen Hochrisiko-Prostatakarzinom. Damit stimmt er überein mit den in diesem Jahr veröffentlichten Empfehlungen der Internationalen Gesellschaft für Geriatrische Onkologie (SIOG) zur Behandlung des Prostata-Ca bei älteren Männern. (fk)

Mehr zum Thema

Onkologie

Krebsscreening: Finger weg von der Prostata?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Rechtzeitig eingefädelt: Die dreiseitigen Verhandlungen zwischen Kliniken, Vertragsärzten und Krankenkassen über ambulantisierbare Operationen sind fristgerecht vor April abgeschlossen worden.

© K-H Krauskopf, Wuppertal

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“