Inkontinenz

Darmschrittmacher als Option

Ein Darmschrittmacher kann die Lebensqualität von Patienten mit Stuhlinkontinenz langfristig verbessern.

Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Stetig wächst die Zahl an Patienten mit Stuhlinkontinenz, die Prävalenz liegt bei 5,1 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung über alle Altersgruppen hinweg, wie Dr. Monika Scheibe vom Heilig Geist Krankenhaus Köln anlässlich des Jahreskongresses der Deutschen Kontinenz Gesellschaft in München berichtet.

Patienten könnten von einem Darmschrittmacher profitieren, der bereits einen festen Platz im therapeutischen Algorithmus der Inkontinenz hat.

Die anale Inkontinenz ist zwar keine lebensbedrohliche Erkrankung, sie stellt jedoch eine erhebliche Belastung dar. Die primär konservative Therapie der Stuhlinkontinenz ziele auf die Konsistenzverbesserung der Ausscheidung, sowie auf die Aktivierung der Beckenbodenmuskulatur und Koordination durch physiotherapeutisch kontrollierte spezielle Beckenbodengymnastik, so die Chirurgin.

Andere Erkrankungen, die eine Stuhlinkontinenz vortäuschen könnten, müssten ausgeschlossen und entsprechend therapiert werden, ehe eine operative Therapie begonnen wird.

Operative Therapie ausschließen

Die operative Therapie der Stuhlinkontinenz ist in einem speziellen Algorithmus festgelegt. So sollten Erkrankungen wie ein Mastdarmvorfall, Fistelleiden des Afters, Schließmuskelrisse nach Entbindungen durch entsprechende operative Maßnahmen versorgt werden, betont Scheibe.

Alle anderen Patienten mit idiopathischen und therapieresistenten Stuhlinkontinenzen könnten von einem Darmschrittmacher profitieren.

Der Darmschrittmacher oder das sakrale Nervenstimulationssystem (SNS) aktiviert über eine oder mehrere Stimulationssonden, über elektrische Impulse die Nerven des Beckenbodens.

Teststimulation nötig

Dadurch könne die Kontinenzleistung ganz oder teilweise wiederhergestellt werden. Vor Einpflanzung müsste jedoch der Effekt im Rahmen einer Teststimulation, die zwei bis vier Wochen dauern kann, verifiziert werden (Stuhlprotokoll).

Erst danach könne die Indikation zur definitiven Implantation des Systems gestellt werden.

Zahlreiche Untersuchungen zur Lebensqualität der Patienten mit SNS konnten eine langfristig verbesserte Lebensqualität unter verbesserter Kontinenzleistung nachweisen, so Scheibe. (eb)

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen