Morbus Crohn verdoppelt das Risiko für Schenkelhalsbruch

NOTTINGHAM (mal). Bei Patienten mit chronisch-entzündlicher Darmkrankheit (CED) sollte immer überprüft werden, ob eine Osteoporose-Therapie indiziert ist. Denn diese Kranken haben nach einer neuen Studie ein im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung um 60 Prozent erhöhtes Risiko für Schenkelhalsfrakturen.

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Um herauszufinden, welche Folgen das bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa bekannterweise erhöhte Risiko für Osteoporose hat, haben Kollegen um Dr. Tim Card aus Nottingham die Daten von 16 550 CED-Patienten und von fast 83 000 Menschen ohne diese Krankheiten verglichen.

Die Analyse ergab für CED-Patienten die Rate von jährlich 11,8 Frakturen pro 10 000 Patienten, in der Kontrollgruppe die Rate von jährlich 7,3. Das entspricht einem um 60 Prozent erhöhten Risiko für diese Fraktur bei CED, wobei bei Morbus Crohn das Risiko verdoppelt war und bei Colitis ulcerosa um 50 Prozent erhöht (Gut 53, 2004, 251).

Auch unter Berücksichtigung der Steroid-Medikation als Osteoporose-fördernder Faktor ergab sich noch ein um 40 Prozent erhöhtes Risiko. Das erhöhte Fraktur-Risiko läßt sich also nicht allein mit der Steroidtherapie erklären. Auch die entzündlichen Prozesse im Darm mit den dabei freigesetzten Zytokinen könnten hier zum Beispiel von Bedeutung sein.

Die Chance, mit einer Therapie gegen Osteoporose Frakturen zu verhindern, sollte mehr als bisher genutzt werden. Auch deutsche Gastroenterologen unterstützen die Forderung. Etwa mit dem Hinweis in den Leitlinien zu Morbus Crohn, daß die Substitution von Kalzium und Vitamin D bei längerer systemischer Steroidtherapie das Osteoporose-Risiko reduziert.

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