Video hilft, Methylphenidat besser zu dosieren

JENA (sir). Per Video lässt sich die optimale Dosis von Methylphenidat bei Kindern mit ADHS ermitteln: Geschaut wird bei unterschiedlichen Dosierungen, wie ein Kind lächelt und den Blickkontakt hält.

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Bisher gibt es kaum Möglichkeiten, Fortschritte im Verhalten von Kindern mit ADHS objektiv zu messen. Ein videogestütztes Verfahren könnte dies ändern: "ADHS wirkt sich auch auf die unbewusste Steuerung des Gesichtsausdrucks aus", hat der Neuropädiater Dr. Hans-Jürgen Kühle aus Gießen beim Neuropädiatrie-Kongress in Jena berichtet.

Dies lässt sich zur Therapieoptimierung nutzen. So erstellte Kühles Team an jeweils fünf Tagen zweiminütige Videofilme von Kindern mit ADHS, während diese mit ihren Müttern Karten spielten. Außerdem mussten die Kinder zwei Minuten lang Rechenaufgaben im Kopf lösen. Gefilmt wurde jeweils morgens, 75 Minuten nach Verabreichung von schnell wirksamem Methylphenidat. Die Dosis war einmal die von den Eltern als ideal ermittelte; je einmal lag sie um 2,5 sowie 5 mg höher oder tiefer.

ADHS stört auch die Steuerung der Mimik.

Alle Filme eines Kindes wurden von Kühle und seinem Team sowie parallel von vier unabhängigen externen Experten ausgewertet. Diese Experten kannten weder die Kinder, noch die jeweils verwendete Arznei-Dosis. "Es ließ sich für jedes Kind eine optimale Dosis ermitteln, bei der es am seltensten den Blickkontakt zu Eltern oder Kartenspiel verlor, am fließendsten und natürlichsten lächelte und auch die meisten Rechenaufgaben richtig löste", so Kühle.

Dabei stimmten die externen Experten und sein Team in der ermittelten optimalen Dosis meist überein. Die so ermittelte optimale Dosis war aber nur bei einem Drittel der Kinder die von den Eltern vorgeschlagene Dosis.

Retrospektive Studien von Kühle zeigten zudem, dass Eltern in der Folge die neue Dosis akzeptierten und die Tabletten notfalls halbierten oder viertelten. Nach der Dosisanpassung gaben die Eltern an, dass die ADHS-Symptome deutlich zurückgegangen waren - der Zustand der Kinder war unter der neuen Dosierung auch nach zwei bis drei Jahren noch ähnlich gut.

Die Arbeiten wurden im "Journal of Attention Disorders" (10, 2007, 350) veröffentlicht.

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