Terrorgefahr provoziert keine Angststörungen

GÖTTINGEN (ddp.vwd). Die Furcht vor Terroranschlägen wird nach Expertenmeinung nicht zu einem Anstieg der Angsterkrankungen in Deutschland führen. "Wir konnten seit den Anschlägen vom 11. September 2001 nicht feststellen, daß sich mehr Menschen in unserer Angst-Ambulanz gemeldet hätten als zuvor", sagte der Göttinger Angstforscher Borwin Bandelow.

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Derzeit herrsche in Deutschland eine allgemeine "reale Angst" vor Terroranschlägen. "Solche Ängste können durchaus sinnvoll sein, weil man sich so ja auch schützen kann, wenn man zum Beispiel einen herrenlosen Koffer sieht", erklärte Bandelow und fügte hinzu: "Das Ganze darf aber keine übertriebenen Formen annehmen.

Wer Zugfahrten aus Terrorangst meidet, dürfte auch nicht mehr Auto oder Fahrrad fahren wegen der Unfallgefahr - das Leben ist grundsätzlich gefährlich für die Gesundheit", betonte er.

Die Terrorbedrohung werde jetzt im öffentlichen Bewußtsein deshalb so ernst genommen, weil sie "neu und unkontrollierbar" erscheine. "Viele Menschen nehmen dabei nicht wahr, daß die Wahrscheinlichkeit, bei einem Terroranschlag in Deutschland zu sterben, geringer ist, als sechs Richtige im Lotto zu haben", sagte Bandelow.

Erfahrungen mit der Vogelgrippe, Sars oder Ebola hätten aber gezeigt, daß anfängliche Panikwellen in der Bevölkerung nach einer gewissen Zeit wieder nachließen. Noch nie habe er den Fall erlebt, daß ein Patient sich wegen starker Terrorängste an ihn oder Kollegen gewandt hätte, sagte Bandelow, der an der Psychiatrischen Klinik der Universität Göttingen arbeitet und Präsident der Gesellschaft für Angstforschung ist.

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