Wenn Verehrung zum Terror wird
HAMBURG (dpa). Schauspieler, TV-Moderatoren, Popstars: Viele Prominente werden verfolgt, mit Telefonterror belästigt und Briefen bombardiert und manchmal sogar attackiert. Stalker nennt man solche besessenen Fans. Eine Gruppe deutscher Kriminal- und ehemaliger Polizeipsychologen hat sich jetzt mit einem Team von Sicherheitsspezialisten zu einem Anti-Stalking-Netzwerk zusammengeschlossen. Ziel ist es, Prominente vor Verfolgung zu schützen.
"Im Durchschnitt verfolgen Stalker ihre Opfer über zweieinhalb Jahre", sagt der Mitbegründer des Netzwerkes, der Psychologe Jens Hoffmann aus Anlaß des bundesweit ersten Stalking-Kongresses an der Universität Hamburg (noch bis zum 26. März). Das ergibt eine noch unveröffentlichte Studie des Psychologen an der Arbeitsstelle für forensische Psychologie der TU Darmstadt. Etwa 80 Prozent aller deutschen Prominenten haben Hoffmann zufolge bereits Erfahrung mit Stalking. In jedem fünften Fall würden Stalker gewalttätig.
Stalker seien Identitäts-Vampire, sagt Hoffmann. "Sie wollen an der Bedeutung ihrer prominenten Opfer teilhaben und wahrgenommen werden." Dabei seien Stalker keine Monster, sondern "verlorene, unglückliche Menschen, die Unglück auch über andere bringen". Oft hätten sie in früher Kindheit eine enge Bezugsperson verloren, keine Nähe erlebt.
Die Opfer von zwanghafter Verfolgung werden oft alleine gelassen. "Es gibt so gut wie keine spezifischen Hilfsangebote", sagt die Sozialpädagogin Julia Bettermann. Juristisch sei den Stalkern nur schwer beizukommen, weil die Verfolgung allein keine Straftat ist. Bettermann rät den Opfern, alle Aktivitäten von Stalkern zu dokumentieren, um sie später als Beweismittel verwenden zu können.
Weitere Infos im Internet unter www.anti-stalking-netzwerk.de