Bipolar erkrankte Kinder wirken oft sehr gereizt

PARIS (mut). Bei Kindern und Ju-gendlichen mit einer bipolaren Erkrankung sind die Symptome oft anders ausgeprägt als bei erkrankten Erwachsenen. Die richtige Diagnose fällt daher meist schwer. Wird die Erkrankung aber früh erkannt, sprechen Kinder weit besser auf Arzneien an als Erwachsene.

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Kinder unter zwölf Jahren mit einer bipolaren Erkrankung fallen häufiger durch eine gereizte als durch eine euphorische Stimmung auf. Hyperaktivität und mangelnde Aufmerksamkeit treten zudem bei über 90 Prozent der bipolar erkrankten Kinder auf, was die Abgrenzung zu einem Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) erschwert. Darauf hat Dr. Catrien Reichert aus Rotterdam hingewiesen.

Depressive und manische Symptome kämen zudem häufiger als bei Erwachsenen gleichzeitig vor. Ein weiterer wichtiger Unterschied: Bei Kindern wird selten ein ausgeprägter Wechsel von manischen und depressiven Phasen beobachtet - meist hätten sie kontinuierlich Symptome, sagte Reichert auf dem Psychiatriekongreß in Paris. Als Beispiele für Größen- und Allmachtsphantasien bei Kindern nannte die Psychiaterin etwa die Überzeugung eines Mädchens, eine Prinzessin zu werden.

Bei Jugendlichen verlaufe die Krankheit ähnlich wie bei Erwachsenen, jedoch seien gemischt manische und depressive Episoden häufiger, ebenso psychotische Symptome und schwere Verhaltensstörungen. Und: bei 75 Prozent der Jugendlichen beginnt die Krankheit mit einer depressiven Phase, wie Reichert auf einem Symposium des Unternehmens Sanofi-Synthélabo berichtet hat.

Eine Chance, Kinder und Jugendliche mit bipolarer Erkrankung zu erkennen, haben etwa Ärzte, die bipolar erkrankte Erwachsene behandeln.

Da Kinder bipolar erkrankter Elternteile ein im Vergleich mit Kindern gesunder Eltern um das Achtfache erhöhtes Risiko für diese Krankheit hätten, lohne es sich, bei solchen Kindern besonders auf Zeichen einer bipolaren Erkrankung zu achten, sagte Dr. Robert Findling aus Cleveland in den USA. Ein Vorteil der frühen Diagnose: Die Ansprechrate auf stimmungsstabilisierende Medikamente sei bei Kindern und Jugendlichen etwa doppelt so hoch wie bei Erwachsenen.

Bei der Arzneitherapie betroffener Kinder rät Reichert, mit Valproat (vom Unternehmen als Ergenyl® angeboten) zu beginnen. Zu diesem Mittel gebe es die meisten Daten zur Wirksamkeit und Verträglichkeit bei Kindern. Wenn die Kinder älter werden, sei oft auch die Kombination mit Lithium nötig, so Reichert.

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