Stalker betrachten sich häufig selbst als Opfer

BERLIN (gvg). Nach mehreren Studien, die sich in der Vergangenheit um die Opfer des Stalking gekümmert haben, liegt jetzt auch eine Erhebung zu den Tätern vor. Der typische Stalker ist jung und männlich, ist arbeitslos oder hat ein Alkohol- oder Drogen-Problem.

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Für die Studie wurden 98 Internet-Fragebögen, die von Stalking-Tätern ausgefüllt worden waren, ausgewertet. Die Ergebnisse wurden jetzt von Hans-Georg Voss vom Institut für Psychologie der Technischen Universität Berlin auf einem Kongreß in Berlin präsentiert.

"Wir haben die Webadresse www.stalkingforschung.de eingerichtet, unsere Fragebögen mit 150 Fragen online gestellt und gewartet, was passiert", so Voss. Es gab auch einen Fragebogen für Stalking-Opfer, der über 500mal ausgefüllt und bereits zuvor ausgewertet wurde.

Als Opfer für ihre Nachstellungen wählen sich Stalker demnach bevorzugt Partner und Expartner aus, und zwar 40 Prozent der Befragten. Das entspricht in etwa dem Anteil aus Opferbefragungen. Prominente, die in Opferbefragungen praktisch nie auftauchen, sind in immerhin einem Viertel der Fälle das Ziel der Stalker.

Arbeitskollegen und sonstige Bekannte werden jeweils in rund zehn Prozent der Fälle als Opfer auserkoren. Jeder zehnte Stalker gab zu, sein Opfer auch körperlich angegriffen zu haben. Jeder zwanzigste hatte sein Opfer verprügelt. 40 Prozent der männlichen Stalker gaben an, daß ihren Nachstellungen ein sexuelles Motiv hatten. Insgesamt waren sechzig Prozent der Stalker männlich.

"Wir konnten durch die Befragung auch eine Reihe von Risikofaktoren identifizieren", sagte Voss. So war die Hälfte derer, die einen Bogen ausfüllten, arbeitslos. Ebenfalls die Hälfte hatte Probleme mit Alkohol oder Drogen. Vier von fünf gaben negative Lebensereignisse an, vor allem Trennungen oder Verluste. Und auf ein sozial unangepaßtes Verhalten der Betreffenden deuteten drei von vier Fragebögen.

Bei jedem siebten machten die Ergebnisse des Fragebogens eine manifeste psychopathologische Störung wahrscheinlich. Vom Persönlichkeitsprofil dominierten bei zwei Dritteln der Stalker narzistisch-gekränkte Züge. Gerade beim Expartner-Stalking sehen sich viele Täter selbst als Opfer: Sie seien schließlich von der Person, der sie nachstellen, verlassen worden.

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