Nach Schädel-Hirn-Trauma auf Hormone achten!

MÜNCHEN (ts). Betroffen sind meist junge Männer. Die Inzidenz in Deutschland ist mit 160 000 bis 240 000 pro Jahr hoch. Die Rede ist vom Schädel-Hirn-Trauma (SHT). Ursache ist meist ein Verkehrsunfall, sei es mit dem Auto oder mit dem Motorrad. Eine bislang deutlich unterschätzte Komplikation des SHT ist nach ganz neuen Daten eine Hypophyseninsuffizienz.

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Etwa 30 bis 70 Prozent beträgt, wie bereits berichtet, die Prävalenz von endokrinen Störungen nach einer zerebralen Verletzung. Vorläufige Ergebnisse einer noch laufenden Studie mit 78 SHT-Patienten zeigen, daß drei Monate nach dem Trauma, also mitten in der Rehabilitationsphase, bei etwa der Hälfte der Patienten Funktionsstörungen der Hypophyse nachweisbar sind, nach zwölf Monaten immerhin noch bei einem Drittel.

Die Zwischenergebnisse der Studie hat Professor Karl Günter Stalla auf einem Presse-Workshop in München vorgestellt. Ausgehend von den Ergebnissen könne die Inzidenz der Hypophyseninsuffizienz pro Jahr in Deutschland auf bis zu 80  000 geschätzt werden, so der Endokrinologe des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München.

Daß ein SHT auch die Hypophyse schädigen kann, mit der möglichen Folge endokriner Störungen, ist aus Autopsie-Studien bekannt. Im klinischen Alltag wird bislang jedoch eher selten an diese Komplikation gedacht. Die Gründe: Ein überlebtes SHT und eine Hypophyseninsuffizienz haben viele Symptome gemeinsam, etwa Konzentrations- und Antriebsstörungen, Depressionen, Angst- und Schlafstörungen.

Eine bildgebende Diagnostik bei Verdacht auf eine traumatische Hypophyseninsuffizienz ist im Alltag nicht praktikabel. Dazu müßten kernspintomographische Aufnahmen mit einer Schichtdicke von nur zwei Millimetern gemacht werden, was zu aufwendig ist, wie der Endokrinologe bei der Veranstaltung von Pfizer Pharma sagte. Sinnvoll sei es daher, nach einem SHT eine Labordiagnostik der Hypophyse und bei Nachweis hormoneller Defizite eine Substitutionstherapie vorzunehmen.

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